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Archiv-Artikel

Der Gipfel der Angst

ATOMGIPFEL Barack Obama warnt vor nuklear gerüsteter al-Qaida. Kanzlerin Merkel will Sanktionen gegen Iran

VON BERND PICKERT

Einen Tag vor Beginn des Staatengipfels zur Atomsicherheit in Washington hat US-Präsident Barack Obama vor der Gefahr gewarnt, dass Atomwaffen in die Hände von Terrororganisationen fallen könnten. Das sei „kurz-, mittel- und langfristig die größte Bedrohung der Sicherheit der USA“, sagte Obama am Sonntagabend in Washington. Einmal im Besitz solcher Waffen habe al-Qaida „keine Hemmungen, sie auch zu benutzen“. Die Explosion einer Atombombe in New York, London oder Johannesburg hätte verheerende Konsequenzen für Wirtschaft, Politik und Sicherheit, sagte Obama.

Zum Treffen, das erst nach Redaktionsschluss am Montagnachmittag Washingtoner Zeit beginnen sollte, werden Staats- und Regierungschefs aus 47 Ländern erwartet. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Montag nach Washington gereist. Sie wollte sich noch am Abend zu bilateralen Gesprächen mit dem US-Präsidenten treffen.

Bereits am Sonntag hatte Obama den indischen Ministerpräsidenten Manmohan Singh und den pakistanischen Regierungschef Yusuf Raza Gilani in Washington empfangen. Beide Länder sind Atommächte. Laut eines Berichts der New York Times vom Montag ist die US-Regierung besorgt, nachdem US-Geheimdienste durch Satellitenaufnahmen vor drei Monaten darauf aufmerksam geworden seien, dass Pakistan offenbar mit dem Bau dreier neuer Atomanlagen die Produktion waffenfähigen Materials bedeutend ausweiten wolle. Damit, so die Zeitung weiter, reagiere Pakistan auf das US-amerikanisch-indische Nuklearabkommen, das Indien Zugang zu Brennstoffen und Technologie sichere. Als Dauerrivale Indiens sehe sich Pakistan durch das Abkommen in Zugzwang gesetzt, analysiert die Zeitung.

Obwohl zum Treffen in Washington nicht eingeladen, werden Iran und Nordkorea ganz oben auf der Agenda des Gipfels stehen. Bundeskanzlerin Merkel hat vor ihrer Abreise angekündigt, sie werde auf eine rasche Verabschiedung weitergehender UN-Sanktionen gegen den Iran drängen. „Die Zeit drängt, die Entscheidung über mögliche Sanktionen wird sehr bald zu fällen sein. Deshalb wird es sehr gut sein, dass wir auf der Konferenz auch die Vertreter Russlands und Chinas haben“, sagte Merkel in Berlin. Im Übrigen wolle die Bundesregierung auch die Nuklearsicherheit außerhalb von Atomanlagen thematisieren – etwa schwach angereicherten Materials in Krankenhäusern und Industrieanlagen. Nach dpa-Angaben unter Berufung auf Regierungskreise wolle die Bundesregierung dafür die Internationale Atomenergiebehörde mit 10 Millionen Euro unterstützen.

Mit Barack Obama wollte Merkel auch über die geplante Schließung des US-Gefangenenlagers Guantánamo und über den Afghanistankrieg sprechen.