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Archiv-Artikel

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Wo immer der Traum von der vereinigten Linken geträumt wird, sitzt der unumarmbare Stasi-Igel schon rum und es geht in die Hose. Erinnert sich noch wer daran, wie CDU und FDP die Blockflötenparteien eingesackt haben?

Von DAH
Ich vermag bei der SPD weder Strategie noch Strategen zu erkennen, die Verfürstentumung all dessen, was sich für „links“ hält, umzukehren

taz: Was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Österreichs Kanzler gebärdet sich einmal mehr als Satelliten-Schüssel und wünscht „Alles Gute bei den Wahlen, lieber Silvio“.

Was wird besser in dieser?

Jetzt dürfen die Italiener selber mal was sagen.

In einer Urabstimmung haben 80 Prozent der WASG-Mitglieder für einen Zusammenschluss mit der Linkspartei gestimmt. In den Ländern wie Meck-Pom, in denen die „Linke“ mitregiert, wollen die WASGler aber nicht mitmachen. Ist dieser Konflikt aufzulösen?

Die alte Fabel von Igel und Hose: Wo immer der Traum von der vereinigten Linken geträumt wird, sitzt der unumarmbare Stasi-Igel schon rum und es geht in die Hose. Die SPD kann nicht mit der PDS, dann kann die Anti-SPD-SPD nicht mit der Linkspartei, und nun können Teile der Linkspartei nicht mit sich selbst. Erinnert man, dass CDU und FDP komplett schmerzfrei Vermögen und Unvermögen der Blockflötenparteien eingesackt haben, ist das alles schon eine bitter lehrreiche Parabel.

Wenn die Linke noch in anderen Länder mit an die Regierung kommt, könnte sich eigentlich wieder eine Gruppe Unzufriedener abspalten. Ist die „Linke“ also zur Opposition verdammt, will sie überleben?

Ich vermag bei der SPD weder Strategie noch Strategen zu erkennen, die Verfürstentumung all dessen, was sich sehr freihändig für „links“ hält, umzukehren. Zu Letzterem sind noch die Grünen zu zählen, und damit haben wir derzeit vier Gruppierungen dort, wo es früher schon für die SPD allein unmöglich genug war, Mehrheiten zu organisieren. Ich hab’ auch keine Ahnung, wie das gehen soll, und ich glaube: Keiner hat eine tragfähige Idee. Das ist den Akteuren zugute zu halten.

In Berlin lädt Parlamentspräsident Momper am Dienstag zu einer Lesung mit ehemaligen Stasi-Häftlingen, im Kino läuft erfolgreich der Stasi-Film „Das Leben der Anderen“. Wie lange müssen wir uns noch mit dem Thema beschäftigen?

Wo ist das Problem? Kultursenator Flierl wohnte widerspruchslos einem Kameradschaftskotzen alter Stasi-Offiziere bei, Momper reagiert, andere machen anderes mit dem Thema, und am Ende ist das alles, wenn überhaupt: biologisch abbaubar. In Gregor Gysis Worten: „Viele wollen auch nur ihre Biografie zu Ende leben“; wir reden hier, bei allem Respekt, nicht über eine Regierungsbeteiligung der NSDAP in personam Kiesinger.

Ehemalige hauptamtliche Mitarbeiter wehren sich nun öffentlich, bestreiten ihre Verbrechen und fordern die Schließung der Gedenkstätten. Wie erklären sie sich diese plötzliche Offensive der Ex-MfSler?

Gar nicht. Das darf mich ohne weitere Erklärung ekeln.

Am Samstag hat in Berlin brav die „Generation Praktikum“ gegen un- und unterbezahlte Arbeit protestiert, die anderen Deutschen lassen sich den Kündigungsschutz fast ohne zu murren nehmen. In Frankreich demonstrieren Millionen gegen unsoziale Gesetze. Was ist dort anders als bei uns?

Die haben sich ihre Grundrechte nicht als Standortnachteil verkaufen lassen.

Müssten sich nicht auch die Gewerkschaften allmählich neu positionieren und ihre Taktik ändern?

Die Gewerkschaften haben entlang ihres Weges hanebüchene, aber zeitgenössische Positionen vertreten, wie etwa den Kampf gegen zuwandernde Arbeitskräfte oder „langhaarige Gesellen“, also Frauen in Industriejobs. Die klügsten Forderungen heute sind drastische Lohnerhöhungen in Leichtlohnländern, eine mindestens europäische Sozialcharta und, noch schlimmer, eine europaweite Sozialverfassung. Als Kampfbund der Arbeitsplatzinhaber gegen den Rest der Welt sind sie bald so anachronistisch wie die ehedem ebenfalls fortschrittlichen Burschenschaften.

In Baden-Württemberg finden diese Woche schwarz-grüne Sondierungsgespräche statt, ebenso in Frankfurt am Main. Ist ein solches Bündnis eine Perspektive für die Zukunft.

„Umweltschutz, wenn man damit Geld verdienen und Wahlen gewinnen kann“, ist eine Position, die die Union auch alleine kann.

Hilft es da, dass Joschka Fischer nicht mehr da ist, der Schwarz-Grün in Frankfurt das letzte Mal verhinderte?

Interessant. Wusste ich nicht.

Und was macht Schwarz-Gelb?

Fanzine „schwarzgelb.de“ initiiert die Umtaufe des Trainers Bert van Marwijk auf den Namen seines Schwiegersohnes Bommel, was die Initialen „BvB“ brächte. Ein weniger guter Aprilscherz war dann das Spiel am Samstag. FRAGEN: DAH