das wichtigste
: Nachfrage ohne Angebot

Offiziell gibt es mehr Wettbewerb auf dem Gasmarkt, doch praktisch haben die Kunden keine Wahl

FRANKFURT/MAIN ap ■ Zwar können Gaskunden seit Samstag ihren Anbieter frei wählen, doch fehlen bislang die Angebote für einen Wechsel. Stattdessen müssen sich viele Haushalte, die mit Gas heizen, sogar auf höhere Preise einstellen. Zum 1. April erhöhten mehr als dreißig regionale Gasversorger die Tarife, teilt der Verbraucherdienst Verivox mit.

Angesichts dessen forderte Kartellamtschef Ulf Böge die Versorger auf, einen echten freien Wettbewerb zuzulassen. „Wir müssen heute nach wie vor sagen, dass wir mit dem Wettbewerb weder im Gas- noch im Strombereich zufrieden sein können, er funktioniert einfach nicht.“ Auf dem Gasmarkt gebe es „einfach einen zu hohen Konzentrationsgrad“. Sein Amt könne weder Gas verkaufen noch einkaufen, sondern nur Möglichkeiten eröffnen, damit Strukturen sich veränderten.

Verbraucherschützer hatten bereits vor dem Stichtag 1. April von einem „Trauertag“ gesprochen. Dabei hatten im Februar sieben führende überregionale Gasanbieter, darunter Eon, sich auf Druck des Bundeskartellamts verpflichtet, den Kunden in ihren Versorgungsgebieten bereits ab dem 1. April – sechs Monate früher als geplant – den Wechsel zu anderen Gaslieferanten zu ermöglichen. Im Gegenzug stellte die Behörde Missbrauchsverfahren wegen überhöhter Preise ein.

Derweil bleibt Gasverbrauchern nur die Hoffnung auf den Herbst. Denn am 1.Oktober 2006 soll nach dem Willen der Bundesnetzagentur der Wettbewerb auf dem deutschen Gasmarkt wirklich beginnen – mit einer einfachen Durchleitungsregelung für alle Gasnetze. Noch sind die Verhandlungen mit den großen Netzbetreibern aber nicht abgeschlossen.