Thema der Woche

Kampf um die koloniale Erinnerung

■ betr.: „Der beschmutzte Name“, taz.nord vom 7. / 8. 9. 13

Die Frage, ob der Charakter der militärischen Aktionen Lettow-Vorbecks in der Kolonialzeit seine Rehabilitierung ausschließt, ist nach meiner Auffassung unergiebig. Unweigerlich wird dabei sein aus heutiger Sicht eindeutig menschenverachtendes Handeln in Vergleich gesetzt zu Handlungen anderer Kolonialmächte mit dem Ergebnis, dass Lettow-Vorbeck nicht oder nur „unwesentlich“ schlimmer oder gar „weniger“ schlimm agierte, als die übelsten Schlächter der anderen Seiten. Eindeutig hingegen ist für mich, dass ein Putschist gegen die Weimarer Demokratie nicht Namensgeber für Straßen, Kasernen etc. in der Bundesrepublik sein kann.ARNDT-B- JANSSEN, Hamburg

■ betr.: „Der beschmutzte Name“, taz.nord vom 7. / 8. 9. 13

Wissenschaft? Wie wär’s mit Integrität. Kontext der Zeit war, bspw. aus der Massenliteratur, Karl May, der eine Schwarzafrikanerin einen Weißen heiraten lässt. Das war massenkompatibel. May tat dasselbe, was er in den Nordamerikastories machte. Der dt. Gouverneur des Bereichs im Hererogebiet war sehr gut befreundet mit dem Hauptchief der Herero. Die saßen sonntags zusammen in der guten Stube. Die Chiefs inkl. des Hauptchiefs versoffen peu à peu ihre Länder. Das Gebiet der Herero hing nicht mehr zusammen, die Rinderherden konnten nicht mehr passieren und erreichten das fragmentierte Land nicht mehr. Die Existenz der Herero war vernichtet, das führte zum Aufstand. Die Herero waren keine Freunde mehr, nur Gleiche können Freunde sein. Dieses Gefälle begünstigte Trotthas illegales Vorgehen.  ANDREAS URSTADT, taz.de

■ betr.: „Der beschmutzte Name“, taz.nord vom 7. / 8. 9. 13

Natürlich glauben die Angehörigen immer das Beste von ihren Angehörigen, auch wenn die Fakten eindeutig dagegen sprechen: Dem Versuch der Geschichtsklitterung sollte jedoch nicht nachgegeben werden. Und natürlich urteilt die Geschichte anders, als sich die Protagonisten selbst sahen. In der objektivierenden Beurteilung liegt der Sinn der Kriegskritik. Die Angehörigen müssen sich vorwerfen lassen, nichts aus der Geschichte lernen zu wollen und noch immer tief der rassistischen Ideologie der Kolonialzeit verhaftet zu sein.C. MILLER, taz.de

■ betr.: „Der beschmutzte Name“, taz.nord vom 7. / 8. 9. 13

Ja, was tun mit den ehemaligen Helden, die nur das getan haben, was zu ihrer Zeit normal war? Man sollte diese Helden von der Straße nehmen und sie in die Geschichtsbücher bringen. Jede Straße, die nach einem Soldaten benannt ist, liefert falsche Vorbilder. Dass die Familie das nicht so sieht – geschenkt. Ist halt „Eine Welt für sich“ (Zitat www.gutpronstorf.de)ALTE KAMERADINNEN, taz.de

■ betr.: „Der beschmutzte Name“, taz.nord vom 7. / 8. 9. 13

Was hatten die Deutschen und anderen Europäer eigentlich in den fremden Kontinenten zu suchen? Ausbeutung wurde mit Methoden der Ausbeutung organisiert, auch wenn dabei lokale Gegebenheiten ausgenutzt wurden. Diesen Fragen sollte man sich heute stellen können.AUJAU, taz.de

In unserer vergangenen Wochenendausgabe besuchten wir die Nachfahren des deutschen Kolonialgenerals Paul von Lettow-Vorbeck (auf dem Foto: Enkel Hans-Caspar Graf zu Rantzau). Ihr Vater beziehungsweise Großvater ist für sie nach wie vor ein Held, der mit den Maßstäben seiner Zeit gemessen werden müsse. Historiker dagegen bezeichnen Lettow-Vorbecks Taten als „Kriegsverbrechen“, in Hannover ist deswegen eine Straße umbenannt worden.