: Monolog statt Dialog
UNIVERSITÄT Nach den Protesten gegen die Bologna-Reform im Winter hat das Uni-Rektorat die Studierenden erstmals zum „Semestergipfel“ geladen. Die Resonanz war dürftig
Von Teresa Havlicek
Leer geblieben waren die meisten Plätze im großen Hörsaal des HS-Gebäude der Bremer Uni. 500 Studierende fasst die so genannte Keksdose, am Mittwoch gekommen waren zeitweise 80, mal nur 30 Studierende. Das Uni-Rektorat hatte zum ersten „Semestergipfel“ geladen, einem „Dialog zwischen Studierenden und Verantwortlichen“.
„Wir wollen wissen, was draußen in den Studiengängen, bei den 18.000 Studierenden passiert“, sagte Georg Müller-Christ, Konrektor für Lehre und Forschung. Den meisten Studierenden reichte das allerdings nicht: „Das ist hier eine Form von Gesprächstherapie, die keiner braucht“, sagte einer. „Sie hören sich zwar an, was wir wollen, umgesetzt wird aber doch nur, was ihnen passt“. Zu kurzfristig sei der Termin bekannt gegeben, zu wenig beworben worden, kritisierten die Studierenden. Außerdem hätte es für den „Gipfel“ veranstaltungsfrei geben müssen.
Dass die Stimmung unter den Studierenden nicht rosig ist, ist der Uni-Leitung spätestens seit Ende letzten Jahres bekannt. Da hatten Studierende gegen den so genannten Bologna-Prozess und die damit verbundene Umstellung des Studiums auf Bachelor- und Master-Abschlüsse protestiert und ihre Hochschulen besetzt. Europaweit, auch in Bremen. Einen Katalog an Forderungen hatten die Studierenden ihrer Uni-Leitung übergeben: Ein geringeres Arbeitspensum, mehr Mitbestimmung, mehr Transparenz, mehr Zeit für politische Arbeit wollen sie. Auch von politischer Seite war Nachbesserungsbedarf attestiert worden: Auf die „Studierbarkeit“ sei an Bremens Hochschulen stärker zu achten, hatte es in einer Senats-Bilanz der Reform geheißen.
„Eine Menge“ sei in den vergangenen Monaten geschehen, sagte Uni-Rektor Wilfried Müller gestern. Es gebe eine neue Rahmenordnung für Bachelor- und Master-Studiengänge, weniger Prüfungen, die Wahlfreiheit der Studierenden werde vergrößert. Allerdings: „Viele Änderungen werden sich erst in ein bis zwei Jahren bei den Studierenden auswirken“, so Müller. Die Probleme abschaffen könne man nicht anders als in Gesprächen mit den Studierenden.
Wie dies beim „Gipfel“ ablief, stieß jedoch bei vielen auf Kritik: „Wie in der Schule“ fühle man sich, sagten einige. Image-Pflege für den Rektor, nur „Show“ sei der „Gipfel“, bei dem Inhalt und Ablauf komplett vom Rektorat vorgegeben seien, sagte ein Referent des Asta. „Dieses Treffen zielt vor allem auf die Spaltung der Studierenden in konstruktive und nicht-konstruktive Studis ab“, sagte er. „Das führt am Ende zu nichts, die Ergebnisse werden immer uni-konform sein“. Rektor Müller sieht diese Spaltung indes schon jetzt: Bei Fragen von Mitbestimmung und Mitgestaltung gebe es einen „Widerspruch innerhalb der Studentenschaft selbst“. Es gebe zahlreiche Mitbestimmungsmöglichkeiten in dezentralen Gremien. „Die werden aber nicht genutzt“, sagte er. „Der Asta ist schon lange nicht mehr repräsentativ“, sagte Konrektor Müller-Christ, „auch das, was hier gesagt wurde, ist nicht unbedingt repräsentativ“.
Dennoch soll es noch in diesem Semester einen weiteren „Gipfel“ geben. Dafür sehe er „die Notwendigkeit, mehr zu tun“, sagte Rektor Müller – etwa den Studierenden veranstaltungsfrei zu geben. Denn: „Wir hatten heute eigentlich einen vollen Saal erwartet“.