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Archiv-Artikel

Norwegen jagt wieder Zwergwale

Trotz weltweiten Fangverbotes erlaubt rot-grüne Regierung Walfang in Rekordhöhe

STOCKHOLM taz ■ In Norwegen sind die Wale wieder zum Abschuss freigegeben. Mit dem Start der Walfangsaison dürfen dort die Fangschiffe bis zum Sommer 1.052 Zwergwale harpunieren. Das sind 256 Tiere mehr als im vergangenen Jahr und die höchste Zahl, seit die Internationale Walfangkommission IWC 1986 ein globales Moratorium verhängte, um die Ausrottung der Bestände zu verhindern.

Trotz internationaler Proteste hatte Oslo 1993 den Walfang wieder aufgenommen und damit das Moratorium gebrochen. Sanktionen haben die Walfänger allerdings nicht zu fürchten. Die Tatsache, dass nun ausgerechnet eine rot-grüne Regierung eine Quotensteigerung in Rekordhöhe zugestanden hat, mag im Ausland Aufsehen erregen, sorgt in Norwegen aber kaum für Kontroversen. Abgesehen von Greenpeace gibt es von den meisten einheimischen Umweltschutzorganisationen keine Opposition gegen das Abschlachten der Zwergwale.

Rasmus Hansson von WWF Norwegen beklagt deshalb auch allenfalls die „unnötige Provokation, die psychologische Grenze von 1.000 Tieren zu überschreiten“. Tatsächlich haben die Walfänger nämlich jedes Jahr große Probleme, ihren Fang überhaupt zu vermarkten. Trotz aller Versuche, mit Hilfe von Produkten wie Wal-Burger, Wal-Schinken und Aufschnitt aus Walfleisch dieses den Verbrauchern schmackhaft zu machen, ist die Nachfrage nach Walfleisch stetig zurückgegangen.

Die Fangschiffe haben auch regelmäßig Probleme, die erlaubte Quote überhaupt zu harpunieren. So konnten im vergangenen Jahr trotz einer auf Rekordlänge ausgedehnten Fangsaison nur 639 der erlaubten 797 Wale getötet werden. Die nicht harpunierten Tiere wurden von der Regierung zur diesjährigen Quote dazugeschlagen. „Eine stetige Weiterentwicklung des Walfangs“, freut sich Rune Froevik von den Walfängerlobbyisten der „High North Alliance“. Die regelmäßige Steigerung der Fangquoten – 1993 hatte Norwegen mit 296 begonnen – durch Oslo könnte die Stimmen innerhalb der IWC stärken, die für eine Aufhebung des Walfangstopps plädieren. Sie fordern, offiziell den Walfang in geringem Umfang wieder zu erlauben, da sich die Walbestände erholt hätten. Viele Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich der von Norwegen gejagte Zwergwalbestand im Nordatlantik in den letzten Jahren wieder auf über 100.000 Tiere erhöht hat. Neben Norwegen jagen entgegen den IWC-Empfehlungen auch Japan und Island Wale. REINHARD WOLFF