: Keine Ressourcen, keine Qualität
betr.: „So macht Schule Spaß“, taz vom 3. 4. 06
Jetzt mutieren die Tageszeitungen wieder zu pädagogischen Fachblättern und wir Lehrer bekommen mit Texten voll ergreifender Lyrik gezeigt, wie „es geht“ – an der katholischen Schule. Wir erfahren erneut: Es liegt am Engagement der Lehrer. Aber Kollegen, die oft in 60-Stunden-Wochen für ihre Schüler arbeiten, den Tipp zu geben, „für ihre Schule den richtigen Weg zu finden“, ist perfide. „Selbständige Schule“ ist das Zauberwort. Unbeantwortet bleibt dabei die Frage, wieso es Qualität sichern soll, wenn tausend Schulen die gleichen Probleme jede für sich lösen, ohne angemessene Ressourcen, ohne fachlich-wissenschaftliche Betreuung.
Aber selbst wenn man sich auf die Idee der „Selbständigen Schule“ einlässt: Wieso stehen so viele Regeln des Kultusministeriums in eklatantem Widerspruch zu diesem Konzept? Tatsächlich werden Unterricht und Umgang mit den Schülern immer feinschrittiger kontrolliert und standardisiert. In Hessen ist beispielsweise ab nächstem Schuljahr die gesamte Datenhaltung jeder Schule, jeder Raumplan, jede Schülerliste, jede Note, online im Ministerium verfügbar. Und „mein“ Lehrplan schreibt mir vor, wie viele 45-Minuten-Unterrichtsstunden lang ich in Klasse 5 Geometrie unterrichten muss; setze ich mich darüber hinweg, trage ich individuell das Klagerisiko.
Wo sind die Artikel über die gesellschaftlichen Bedingungen und die Ideologiehaftigkeit der Schulentwicklung in Deutschland?
KLAUS FÜLLER, Kassel
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