Wir stoßen nur auf Ablehnung

betr.: „Die Schule der Verlierer“

Wir finden die Darstellungen der Presse übertrieben und haben selbst mitbekommen, wie Jugendliche auf der Straße von der Presse angeheizt wurden, sich dementsprechend zu verhalten. Wir sind Schüler aus Neukölln und leben seit langem hier und können wohl am besten erzählen, wie die Situation tatsächlich ist. Aber was wir denken, wird trotz diverser Interviews, die wir gegeben haben, einfach ausgeblendet. Das finden wir schlimm! Wahrscheinlich haben wir zu vernünftig erzählt und passen nicht in das Klischee von Gewalt und Brutalität, was nur zu gern verbreitet wird. Es herrscht zwar eine gewisse Aggressivität, die aber an anderen Schulen auch vorzufinden ist. Allerdings gibt es genauso gut Toleranz, Respekt, Zusammenhalt und einen Austausch der Kulturen – auch mit Deutschen!

Viele von uns Jugendlichen versuchen etwas aus ihrem Leben zu machen, doch stoßen wir grundsätzlich auf Ablehnung und Mauern. Jetzt nach den Berichten haben wir überhaupt keine Chance mehr. Denn wer wird noch einen Ausbildungsplatz an Jugendliche von der Rütli-Schule oder allgemein aus Neukölln vergeben? Unsere Chancenlosigkeit ist seit langem bekannt – wohl auch unserem Bürgermeister, er kann es nicht leugnen. Durch die Presse und die öffentlichen Reaktionen (gerade von einigen Politikern) wird uns Jugendlichen ein letztes Mal bestätigt, dass wir in dieser Gesellschaft nichts wert sind und im Gegenteil sogar unerwünscht sind und am besten abgeschoben werden sollen. Das macht natürlich wütend und aggressiv. Wir wollen gefördert und nicht abgeschoben werden.

Wir wollen natürlich mit den Deutschen zusammenleben, mit ihnen zur Schule gehen und auch von ihnen lernen. Aber wer wird jetzt sein Kind auf eine Schule mit hohem „Ausländer“-Anteil schicken? Multikulti ist nicht, wie selbst einer unserer Lehrer sagt, gescheitert, Multikulti war schon immer schwer, weil uns auch oft das Gefühl gegeben wird, nicht willkommen zu sein.

Wir glauben dennoch an Multikulti. Davon, dass wir uns hier in Neukölln auch mit intellektuellen und kulturellen Sachen beschäftigen, wird nicht berichtet. Wir lesen beispielsweise gerade Märchen im Rroma Aether Club Theater und arbeiten dort mit. Nur davon weiß niemand – zu schade. ALEKSANDAR MARKOVIĆ und andere