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Archiv-Artikel

Dalai Lama frühstückt ohne Fotografen

PRESSEFREIHEIT Die Akkreditierungsbedingungen für den Dalai Lama-Besuch vergrätzen Journalisten

„Dies ist ein klarer Verstoß gegen die Freiheit der Berichterstattung“

DJV-Chef Michael Konken

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Michael Konken, hat die Weigerung von Journalisten begrüßt, über den Besuch des Dalai Lamas in Niedersachsen zu berichten. Die Veranstalter, die die Auftritte des Oberhauptes des tibetischen Buddhismus organisiert haben, verlangen unter anderem, dass jedes Foto und jedes Video von ihnen freigegeben werden muss. „Dies ist ein klarer Verstoß gegen die Freiheit der Berichterstattung“, sagte Konken. Der Dalai Lama landete am Dienstag auf dem Flughafen in Hannover-Langenhagen.

„Journalisten haben die Aufgabe, kritisch und unabhängig, egal über wen oder was, zu berichten – auch über den Dalai Lama“, betonte Konken. Darum sei es richtig, sich nicht auf die Bedingungen einzulassen. Medienvertreter hatten die strengen Akkreditierungsvorgaben kritisiert. Die Deutsche Presseagentur (dpa), der Evangelische Pressedienst (epd), der Norddeutsche Rundfunk (NDR), die taz.nord und weitere Journalisten lehnten eine Berichterstattung unter diesen Bedingungen ab.

Auf einer Internetseite rechtfertigten die Veranstalter ihre Bedingungen mit der „privaten Natur“ des Besuchs. Es solle lediglich „vermieden werden, potenzielle und außergewöhnliche Missgeschicke ‚paparazzimäßig‘ in die Welt verbreitet zu wissen“, heißt es: „Dies ist eine Form der Höflichkeit, der Achtung und des Respektes und kann nicht als ‚Einschränkung der Pressefreiheit‘ gedeutet werden.“ Wer dies nicht akzeptieren wolle, „darf gerne Abstand nehmen von den Veranstaltungen“.

Der in Hannover lebende Exil-Tibeter Geshe Gendun Yonten kennt Medienberichten zufolge den Dalai Lama seit Jahren und hat ihn eingeladen – mit ungeahnten finanziellen Folgen: Die Reisekosten, Logistik, Programmplanung, die Technik für eine Großveranstaltung und vor allem die Sicherheitsauflagen sind teuer. Einige Tage vor Beginn der Veranstaltungen, unter anderem in der „Swiss Life Hall Hannover“, war nur etwa die Hälfte der Karten verkauft.

Schwerpunkte des viertägigen Besuchs sind mehrere Treffen mit Schülern. Heute will der 78-Jährige in Hannover mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) frühstücken.  (epd)