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Archiv-Artikel

Schwarzes Schaf sucht weiße Muttergesellschaft

ERNÄHRUNG Skandal-Kontrollstelle IMO will mit Konkurrenz kooperieren. Zulassung gesichert?

BERLIN taz | Die skandalgeschädigte Ökokontrollstelle Institut für Marktökologie (IMO) hat eine „enge Kooperation“ mit dem deutschen Marktführer Abcert und dessen Schweizer Pendant Bio.inspecta angekündigt. Auf die Frage der taz, ob es um eine Fusion gehe, antwortete IMO-Chef Frank Rumpe: „Da kann ich Ihnen jetzt nichts zu sagen.“ Ähnlich reagierte er auf die Frage, ob die Abcert künftig die deutschen Kunden des IMO übernehmen solle. Auch Abcert-Chef Friedrich Lettenmeier dementierte dies nicht, sondern antwortete: „Wir wollen uns gegenseitig unterstützen.“ Bio.inspecta äußerte sich nicht, ob sie das internationale IMO-Geschäft übernehmen wolle.

IMO hatte mehrere Betriebe zertifiziert, bei denen später Verstöße gegen die Bioverordnung oder das Tierwohl festgestellt wurden. So überprüfte das Unternehmen Ställe, in denen dann Tierrechtler Legehennen in sehr schlechtem Zustand filmten oder nach Verdacht der Staatsanwaltschaft mehr Legehennen als erlaubt untergebracht waren. 2011 flog auf, dass ein türkisches Unternehmen mit IMO-Siegel massenhaft konventionelle Linsen als Bioware verkauft hatte. IMO hatte allen diesen Betrieben bescheinigt, die Regeln der EU-Bioverordnung zu erfüllen und ihnen die Vermarktung mit Biosiegel ermöglicht. Schon damals gab es heftige Kritik an dem Unternehmen. In Deutschland läuft ein Verfahren, um dem IMO die Zulassung zu entziehen. Dieses Verfahren könnte obsolet werden, wenn die Firma etwa von Abcert geschluckt würde. Abcert ist hauptsächlich in Deutschland tätig, wo es nach eigenen Angaben etwa 10.000 Biounternehmen kontrolliert und rund 65 Mitarbeiter beschäftigt. Das IMO hat in Deutschland 49 Beschäftigte, macht aber keine Angaben zur Zahl seiner Kunden.

JOST MAURIN