Jerome Boateng, Schnäppchen
: Der 12-Millionen-Mann

■ ist Berliner, Innenverteidiger und Nationalspieler. Nach der Saison wechselt er vom HSV zu Manchester City. Foto: dpa

Werden sie pfeifen oder nicht? Die Fans des Hamburger SV sind nicht dafür bekannt, besonders gnädig mit Spielern umzugehen, die der Raute den Rücken kehren. Vielleicht verschonen sie Jerome Boateng, der vor ein paar Tagen seinen Wechsel zu Manchester City bekannt gegeben hat, am Samstag beim Bundesliga-Spiel gegen Mainz 05 aber auch von Unmutsbekundungen.

Vielleicht haben die Fans sogar etwas Verständnis für den U21-Europameister mit Hang zu langen Diagonalflanken, der unter den Trainern Jol und Labbadia nur selten auf seiner Lieblingsposition als Innenverteidiger spielen durfte. Dabei hat sein Mentor Horst Hrubesch oft darauf hingewiesen, dass sein Riesentalent auf der Außenposition verschenkt sei.

Es ist jedoch kaum die Aussicht auf Beförderung, die den gebürtigen Berliner auf die Insel zieht. Der Wechselgrund ist natürlich, wie Mannschaftskollege David Jarolim messerscharf analysierte, jede Menge Kohle. Da die Engländer ihn aufgrund einer Ausstiegsklausel zum Schnäppchenpreis von 12 Millionen Euro bekommen, können sie beim Gehalt kräftig drauflegen: Die Rede ist von fünf Millionen Euro pro Jahr.

Manchester City-Clubbesitzer und Milliardär Sulaiman Al-Fahim scheint einen Narren an HSV-Spielern gefressen zu haben, er holte bereits Vincent Kompany und Nigel de Jong nach Manchester. Vielleicht sorgt der vermögende Scheich ja noch für eine Familienzusammenführung, denn Jeromes Halbbruder Kevin-Prince, mit dem er einst in der Jugend von Hertha BSC kickte, muss sich möglicherweise einen neuen Job suchen, da sein Club FC Portsmouth aus der Premier League absteigt und von Insolvenz bedroht ist.

Wahrscheinlicher ist ein Zusammentreffen der Brüder am 23. Juni in Johannisburg, wenn die deutsche Nationalmannschaft auf Ghana trifft. Für Jerome kam es im Gegensatz zu seinem älteren Bruder nie in Frage, für das Geburtsland seines Vaters zu spielen: „Weil es keinen Sinn macht“, sagt er. „Ich bin in Deutschland zu Hause.“

RALF LORENZEN