: Jenseits der Parteiregeln
VON UWE RADA
Vielleicht wird dieser Wahlkampf auch deshalb als eher langweilig in die Geschichte eingehen, weil es da diese Kluft gibt: Die Bürgerinnen und Bürger definieren politisches Engagement und Politik anders als die Politiker in den Parteien. Ein wirklicher Dialog zwischen Wahlkämpfern und Wahlvolk hat auch diesmal nicht stattgefunden. Die Parteipolitik hat wieder einmal die Regeln bestimmt. Schade.
Fast schon anarchistisch kommt da die Wahlkampfhilfe des „Grünen“ Marek Dutschke für den „Christdemokraten“ Lars Zimmermann daher. Weil er ihn persönlich kenne, werbe er für die Erststimme an Zimmermann, hat Dutschke per Postwurfsendung kundgetan – und natürlich für erboste Reaktionen bei den Grünen gesorgt.
Aber warum eigentlich? Soll es bei der Erststimme nicht eher um den Kandidaten als um die Partei gehen? Und dann: Wie viel Partei steckt schon in Dutschke, den viele als Karteileiche bezeichnen, oder in Zimmermann, der kulturell alles ist, nur kein Konservativer? Deshalb auch die Anführungszeichen im zweiten Absatz.
Im Grunde hat die Dutschke-Aktion, wie immer man zu ihrem Urheber steht, etwas Erfrischendes. Sie tritt den Parteistrategen ans Schienbein, die jedes Störgeräusch vermeiden wollen. Weil ihnen der Monolog allemal sicherer scheint als ein Dialog mit offenem Ausgang.
Gerade weil in den Parteien im Wahlkampf aber eine geradezu ängstliche „Ausschließeritis“ herrscht, ist ein solcher offener Dialog vielleicht der einzige Weg, die Kluft zwischen Politik und Wählern wieder zu verringern. Dutschke und Zimmermann wollen damit Schwarz-Grün befördern. Warum sollen andere auf diese Weise nicht für Rot-Rot-Grün eintreten?