: „SWB – mehr als eine Marke?“
ENERGIEFUSION Die EWE kann ihre zentralen Unternehmensbereiche mit der Bremer SWB verschmelzen
Die Halle 7 auf dem Bremer Messegelände war rappelvoll, als gestern Nachmittag die Betriebsversammlung des Bremer Energieversorgers SWB eröffnet wurde. Kurz zuvor hatte der Chef der SWB-Mutterfirma EWE, Werner Brinker, im Rathaus mit Bürgermeister Jens Böhrnsen in einem letzten klärenden Gespräch einen Schlussstrich unter monatelange Verhandlungen gezogen.
Im Kern ging es dabei um die Frage, die die Betriebsräte der SWB groß auf ein Transparent geschrieben hatten, das vorn in der Versammlung hing: Bleibt von der SWB mehr als eine Hülle übrig, um die lokale Marke aufrechterhalten zu können? Im vergangenen Herbst hatte die EWE angekündigt, sie wolle die Tochterfirma SWB auf sich verschmelzen. Dies, so protestierte damals der Bremer Senat, widerspreche der Konsortialvereinbarung, die die EWE mit dem Senat abgeschlossen hatte, als sie 2009 das letzte Aktienpaket von Bremen kaufte. Denn laut Konsortialvertrag soll die SWB am Standort Bremen erhalten bleiben.
Ergebnis der Verhandlungen ist ein klassischer Kompromiss, eine Ergänzung zum Konsortialvertrag. Darin nimmt der Bremer Senat zur Kenntnis, dass die EWE wichtige Funktionen von EWE und SWB in andere Firmen auslagert und verschmilzt. Diese operativen Firmen sollen allerdings zwei Firmensitze haben, Bremen und Oldenburg, und wenn es zu Reduzierungen der Arbeitsplätze kommt, sollen die Standorte Bremen und Oldenburg in gleichem Maße betroffen sein. Betriebsbedingte Kündigungen werden sowohl für SWB und EWE bis zum Jahre 2020 ausgeschlossen.
Gleichzeitig sind sich EWE und Bremen einig geworden darüber, dass Bremen einen 25-Prozent-Anteil an den Energienetzen der Stadt, die der SWB gehören, in Zukunft zurückbekommen könnte („Rekommunalisierung“). Aus dem Betrieb der Netze ziehen Energiekonzerne wie EWE und SWB die Hälfte ihrer Gewinne. KAWE