„Lehrer sind unsicher“

SCHULREFORM Den Umbau zu Oberschulen begleitet die GEW mit einer Fachtagung

■ ist Lehrer an der IGS Hermannsburg und Sprecher des GEW-Stadtverbandes.

taz: Herr Eisenach, wozu veranstalten Sie heute den 1. Bremer Oberschultag?

Harry Eisenach: Wir haben in den nächsten zwei Jahren den Umbau aller Sekunderstufen I und der Gesamtschulen zu Oberschulen vor uns, bei gleichzeitiger Inklusion von Kinder mit Förderbedarf. Das ist für die Lehrer und Lehrerinnen eine große Umstellung, bei der sie unterstützt werden müssen.

Wobei genau?

Die meisten sind ja für diese Art von Schulen gar nicht ausgebildet, wo binnendifferenziert unterrichtet werden soll, um alle Schüler und Schülerinnen einer Klasse nach ihren Fähigkeiten zu fördern und mit Materialien zu versorgen. Bisher war es so, dass Kinder und Jugendliche in Schubladen sortiert wurden. Da sollten die Lehrkräfte erkennen: „Aha, dieser Schüler gehört nicht hierher, sondern auf die Förderschule.“

Haben Ihre Kollegen und Kolleginnen Angst vor der Inklusion behinderter Kinder?

Angst ist der falsche Ausdruck, aber viele sind sicher sehr unsicher, wie sie in Zukunft allen gerecht werden sollen. Und sie haben Sorge, dabei allein gelassen zu werden. Die Lehrer aus den Förderzentren kommen nur für einige Stunden in den Unterricht, um im Team zu arbeiten. Lieber wäre es uns, wenn die den Großteil der Zeit dabei wären. Und wir halten die Klassenstärken für zu groß: Von 22 Schülern und Schülerinnen sollen fünf einen erhöhten Förderbedarf haben – das ist keine gute Mischung. Außerdem fragen wir uns, ob es sinnvoll ist, die alle in einer Klasse zu konzentrieren oder nicht besser zu verteilen. INTERVIEW: EIB

1. Bremer Oberschultag von GEW und GGG: Vorträge und Arbeitsgruppen ab 9 Uhr, Konsul-Hackfeld-Haus, Birkenstr. 34.