portrait : Die Eine-Frau-Fraktion
Zu Beginn der Koalitionsgespräche zwischen Schwarzen und Grünen im Frankfurter Rathaus Römer kommende Woche wird die Eine-Frau-Fraktion Jutta Ditfurth nicht gnädiger geworden sein. Die Mitbegründerin der Grünen sitzt dann in der Opposition – und ihre Expartei verbrüdert sich mit der CDU.
Einst war sie grüne Stadtverordnete in Frankfurt, von 1984 bis 1988 Bundesvorsitzende. Sie rechnete den Grünen jetzt vor, dass sie ohne Not auf eine schwarz-grüne „Sackgasse“ zusteuerten, nicht rechnen könnten, nur Postenjäger seien. Der „schwarze Stier“ habe sich „am Ende für die Kuh mit den natogrünen Strapsen entschieden“. Die aber werde „bald feststellen: Auch dieser Stier ist bloß ein Ochse.“
Es ginge, sagte Ditfurth, auch anders. Sie addierte Grüne, SPD, Flughafenausbaugegner, Linke/WASG, Europaliste und sich selbst zu einem Sechser-Bündnis mit einer Mehrheit von 47 zu 46 Sitzen zusammen. Niemand im Rathaus nimmt diesen Plan ernst.
Jutta Ditfurth wurde 1951 in Würzburg als Jutta Greta Armgard von Ditfurth geboren. Die Mutter war Fotografin, der Vater der TV-bekannte Journalist Hoimar von Ditfurth. Sie studierte weit gefächert in vielen Städten, schloss als Diplomsoziologin ab, jobbte, arbeitete als Wissenschaftlerin, dann als Journalistin und engagierte sich in der Anti-AKW-Bewegung. 1977 zog sie nach Frankfurt und wurde Mitbegründerin der Grünen, 1978 verbürgerlichte sie ihren Namen, das „von“ entfiel.
Später durchlitt sie die grünen Flügelkämpfe, Fundis gegen Realos. Sie wehrte sich gegen den Begriff „Fundamentalistin“, nannte sich Radikalökologin und Feministin. 1991 verließ sie die Partei aus Protest gegen deren „Rechtsentwicklung“, beschuldigte Joschka Fischer der Intrige und gründete mit Freunden, darunter ihr Lebensgefährte Manfred Zieran, die „Ökologische Linke“, schrieb Sachbücher und Romane.
Ihre Sprache ist deftig und deutlich geblieben, abgemildert nur durch den verbindlichen Ton und das manchmal mädchenhafte Lächeln. Immer wieder teilt sie Schläge aus, nennt die Grünen „Kriegspartei“, verschont aber auch die PDS und andere Linke nicht. Dass sie ihre Abrechnung mit den „Realos“ ausgerechnet in der Neuen Revue veröffentlicht hat, löste Verwunderung aus. Ditfurth rechtfertigte das mit einem „faktischen Schreibverbot in Rot-Grün-nahen bürgerlichen Medien“. Bei der Kommunalwahl 2001 hat sie für ÖkoLinX-ARL als Spitzenkadidatin deren einzigen Sitz im Römer erobert. Bei der Wahl am 26. März hat sie den Platz verteidigt, mit einer Steigerung von 0,9 auf 1,2 Prozent der Wählerstimmen. HEIDE PLATEN