: Mach mir das Muttertier
Die familienpolitische Komödie „Zwei gegen zwei“ (ZDF, 20.15 Uhr) bleibt im Klischee. Nur das Setting überzeugt
Die größte Bedrohung der Frau ist – die Frau! Die allein erziehende Mutter Vera (Clelia Sarto) arbeitet als Architektin. Ihr Chef hält große Stücke auf sie, aber die ebenfalls im Unternehmen tätige Tochter des Chefs, die selbst aus Karrieregründen auf Nachwuchs verzichtet, sieht in Vera eher ein Betriebsrisiko als eine Bereicherung. Schließlich könne sie ja jederzeit ausfallen, wenn das Kind krank wird. Und da Veras Vertrag demnächst ausläuft, stellt man mit Sven (Kai Wiesinger) schon mal einen weiteren Architekten ein, der die Aufgaben der noch zu Schassenden übernehmen soll. Was keiner weiß: Auch der Neue schlägt sich als allein Erziehender durch.
Eine romantische Komödie vor dem Hintergrund der momentan verschärft geführten Debatte zur Familienpolitik zu inszenieren ist erst mal eine schöne Idee. Leider geht sie in „Zwei gegen zwei“ nicht auf. Denn statt die Komödienspielart ein bisschen gegen den Strich zu bürsten und für strukturelle Schräg- und Zwangslagen der Arbeitswelt zu öffnen, wird der Konflikt in der Geschichte (Buch: Annemarie Schoenle) über die Genre-hörige Antagonistinnenkonstellation aufgemacht: hier die vergrämte Karrierezicke, dort das beherzte Muttertier. Wie langweilig.
Dabei dürfte Regisseur Lars Jessen, der sich zuvor mit seiner Anti-AKW-Posse „Am Tag, als Bobby Ewing starb“ als präziser Chronist des Frühachtziger-Kuschelterrors bewiesen hat, durchaus eine etwas andere Art von Komödie im Sinn gehabt haben. Das Setting ist zum Beispiel Genre-untypisch: Beim Kampf um Arbeit und Anerkennung düsen die Protagonisten in der Provinz umher; Strommasten, Kraftwerke und Industrieanlagen prägen das Bild. Und das Architekturbüro wird hier im Gegensatz zu anderen Fernsehproduktionen nicht als Glas-und-Stahl-Palast gezeigt. Der Betrieb strahlt eher den Glamour einer Spedition aus, die Mitarbeiter sitzen in einem recht engen Sammelbüro, der Chef residiert im Souterrain.
Schade, dass dieses klischeefreie Arbeitsweltszenario sich schließlich doch in einer klischeetriefenden Rumpffamilienzusammenführung auflöst: Wo die Liebe sich durchsetzt, hat die Karrierezicke keine Macht mehr. CHRISTIAN BUSS