LESERINNENBRIEFE :
Schiefe Argumentationen
■ betr.: „Das Verdrängte kehrt zurück“, taz vom 17. 4. 10
Frau Petersen stellt klar, worum es geht und immer gegangen ist im Einsatz in Afghanistan: nicht um Menschenrechte oder um die Befreiung der Frauen von der Burka, sondern darum, dass Deutschland mitspielt im Machtspiel um Exporte und Rohstoffzugänge. Das ist die Sichtweise konservativer Schichten in Deutschland, die in der FAZ vertreten wird und die ihre Interessen als jene der gesamten deutschen Bevölkerung darstellt. Mein Interesse ist es nicht, Exportweltmeister zu sein. Mein Interesse ist es auch nicht, dass Deutschland eine führende Rolle übernimmt, sondern mein Interesse ist es, dass Menschen nicht durch Menschen (mit Waffengewalt) ausgebeutet werden. Von einer links angehauchten Zeitung wie der taz erwarte ich eigentlich nicht, FAZ-Meinungen zu lesen, sondern Analysen, weshalb es zu der Rechtfertigung eines Krieges kommt, welche Interessen eine Rolle spielen und welche schiefen Argumentationen für diesen Krieg verwendet werden. Die Menschen in Afghanistan, die von deutschen (und anderen) Soldaten mit Waffen bedroht werden, die von deutschen Steuergeldern bezahlt sind, empfinden dies nicht als „Hilfe“, sondern sie leben in Angst und Schrecken. Und die Burka wird immer noch getragen. Ich bin nicht nur entsetzt über diesen Krieg, sondern auch, dass dieser Krieg gerechtfertigt wird aufgrund von Größenwahnideen. MARGOT KLEIN, Mannheim
Sterben für die Mittelmacht
■ betr.: „Das Verdrängte kehrt zurück“, taz vom 17. 4. 10
Von Frau Petersen erfahre ich: „Der Einsatz in Afghanistan ist unvermeidlich, weil sich Deutschland mit einem Rückzug als europäische Mittelmacht aus der Weltpolitik verabschieden würde.“ Das hätten alle kapiert außer der Linkspartei (und unverständlicherweise 70 Prozent der Bevölkerung einschließlich mir). Frau Petersen meint also, dass zwecks Vermeidung des Undenkbaren: Wir sind keine Mittelmacht mehr!, schon mal hin und wieder ein paar Jungmannen geopfert werden müssen. Nicht schön, aber eben „unvermeidlich“. Auf dem Kriegerdenkmal steht also: „Sie starben, damit wir Mittelmacht bleiben können. KLAUS FÜLLER, Kassel
Gefallen für den Weltfrieden
■ betr.: „Die Logik der Frühjahrsoffensive“, taz vom 16. 4. 10
Die Bundeswehr ist im Auftrage und auf Aufforderung der Vereinten Nationen in Afghanistan. Der UN-Sicherheitsrat hat sowohl das Ur-Isaf-Mandat als auch alle Erneuerungen einstimmig beschlossen. Die UNO verfügt bekanntlich über keine eigenen Streitkräfte. Allerdings verpflichtet die UN-Charta alle UN-Staaten, den UN zur Wahrung des Weltfriedens (sic!) Streitkräfte zur Verfügung zu stellen (Kapitel V, Art. 25 in Verbindung mit Kapitel VII, Art. 41 bis 43, dort insbesondere Abs. 1). Bedenkt man, dass ein instabiles respektive von Taliban beherrschtes Afghanistan die Atommacht Pakistan destabilisieren würde, bedenkt man, dass nur wenige Gramm waffenfähigen Plutoniums in der Hand der Terroristen den Tod nicht nur hunderttausender, sondern Millionen unschuldiger Menschen bedeuten würde, dann liegt auch logisch auf der Hand, wofür die Bundeswehrsoldaten gefallen sind: für den Weltfrieden im Auftrage der UNO. Das ist nicht pathetisch, das ist faktisch.
ROLAND BÖSKER, Major der Reserve, Bremen
Den Wahnsinn beenden
■ betr.: „Das Verdrängte kehrt zurück“, taz vom 17. 4. 10
Britta Petersens Kommentar ist so ärgerlich, wie lange nichts mehr in der taz. Der Krieg in Afghanistan wird seitens des Westens in nicht allzu langer Zeit beendet werden, weil die eigenen Gefallenen an der „Heimatfront“ nicht vermittelbar sind. Die gesellschaftlichen bzw. tribalen Mehrheiten in Afghanistan sind und bleiben so, dass die Taliban regieren werden bzw. zumindest Teil einer wie auch immer gearteten Regierung sein werden. Damit hat der Tod der Bundeswehrsoldaten keinerlei Sinn, und wir sollten den Wahnsinn eher heute als morgen beenden. Im Übrigen: Es gibt viele Orte auf der Welt, an denen wir, gemessen an der Situation in Afghanistan, Krieg führen müssten. Die einzigen Gewinner sind die Rüstungsindustrie und eine Geopolitik der Einflusssphären, aus deren Blickwinkel Afghanistan wohl ein wichtiger Brückenpfeiler gegen den Iran sein sollte. MARKUS STROBL, Berlin
Dank an Eyjafjallajökull
■ betr.: „Nichts geht mehr“,taz vom 17. 4. 10
Haben Sie es nicht auch gespürt, dieses Aufatmen des Himmels, diese göttliche Stille im Luftraum? Nicht mehr durchkreuzt von Tausenden donnernder Kerosinfahnen? Wenn es so etwas auch noch für die endlosen Autokolonnen gäbe, dann hätte dieser wunderbare Planet noch eine Chance. HORST JAHN, Berlin
Diese Ruhe ist himmlisch
■ betr.: „Nichts geht mehr“, taz vom 17. 4. 10
Flugverbot. Diese Ruhe ist himmlisch. Und man merkt erst jetzt, mit welcher Rücksichtslosigkeit uns der Flughafen Frankfurt hier im Rhein-Main-Gebiet mit Lärm zumüllt, von den ökologischen Langzeitschäden unseres Lebensraums mal ganz abgesehen.
CHRISTIAN BEUTHE, Rüsselsheim