: Verlust an Lebensqualität
betr.: „Krank mit Gentech-Insulin“
Ich freue mich als Typ-I-Diabetikerin über den Artikel von Gisela Sonnenburg. Auch ohne auf das Humaninsulin allergisch zu reagieren, erlebe ich die Behandlung als einen Verlust an Lebensqualität. Nächtliche Unterzuckerungen traten nach der Umstellung auf Humaninsulin unter Spritzentherapie in einer mir bis dahin nicht bekannten Dramatik auf. Ich erlebte zweimal halbseitige Lähmungen. Nächtliche Unterzuckerungen lassen sich auch mit Humaninsulin durch eine Insulinpumpe vermeiden. Diese Therapieform ist etwa dreimal so teuer wie die Spritzentherapie. Ein hoher Preis, um die Nebenwirkungen eines Medikaments zu vermeiden, das sich einfach durch Insulin tierischen Ursprungs ersetzen ließe.
Seit Sommer 2003 trage ich die Insulinpumpe. Seitdem dusche ich nicht mehr spontan, sondern nur, wenn es nötig ist, den Katheter zu wechseln. Seitdem schlafe ich nicht mehr so tief, weil immer etwas an meinem Körper hängt. Seitdem nutze ich Schwimmbad und Sauna seltener, weil die Umkleidekabine kein angenehmer Ort zum Wechseln der Katheter und das Piepen der ausgestellten Pumpe aus dem Spind unter Fremden mir peinlich ist.
Und ob mein zweites Kind, das die ganze Schwangerschaft in den Genuss des PVC-Weichmachers aus dem Katheter kam, genauso gesund sein wird wie das erste, steht noch aus. Warum darf die Pharmaindustrie in Deutschland vielen Patienten eine Minderung der Lebensqualität bei gleichzeitiger Verteuerung der Behandlung zumuten? ANNETTE LANGE, Kassel
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