MIT PRODIS WAHLSIEG KEHRT ITALIEN ZUR POLITISCHEN NORMALITÄT ZURÜCK
: Der Albtraum ist zu Ende

Un po’ di felicità – ein bisschen Glück. Am Ende war es wohl dieses Versprechen, mit dem Romano Prodi, mit dem sein Mitte-links-Bündnis Berlusconi geschlagen hat. Gewiss, die Linke hatte auch konkrete Angebote im Programm: die Senkung der Lohnnebenkosten, die Einführung eines Kindergeldes, die Einhegung prekärer Arbeitsverhältnisse. Am Ende aber hat sie gewonnen, weil die Mehrheit der Wähler endlich aus dem Albtraum aufwachen wollte, der den Namen Berlusconi trägt.

Der hatte, wie immer seit 1994, die Wahl zwischen den beiden Lagern in ein Referendum über seine Person verwandelt. Das wäre nichts Ungewöhnliches: Schließlich rückt auch in anderen modernen Demokratien die Person des Spitzenkandidaten immer stärker in den Mittelpunkt. Berlusconi aber machte die Abstimmung unter Einsatz seiner Medienmaschine zu einem Votum über Gut oder Böse, über „Liebe oder Hass“, über „Demokratie oder linke Machtergreifung“. Er beschimpfte die Wähler der Linken schließlich als „Vollidioten“, und machte den Wahlgang zum finalen Show-down.

Selbst im Abgang demonstrierte er so noch einmal seine völlige Gleichgültigkeit gegen demokratische Regeln. Dass er das Land mit seinem aus der Jauchegrube geführten Wahlkampf tief spaltete, war ihm herzlich egal. So lieferte er das Bild eines Regierungschefs, der zu allem fähig ist, wenn es um seine Interessen geht – und mobilisierte damit auch die Linkswähler, die es mit der Angst zu tun bekamen: Angst vor einem Berlusconi, der die Opposition samt ihren Wählern auf der Ebene von Staatsfeinden und Vaterlandsverrätern ansiedelte.

Romano Prodi tat seinem Kontrahenten nicht den Gefallen, in diese ebenso alberne wie gefährliche Konfrontation einzusteigen. Statt seinerseits Albtraumszenarien zu entwerfen, lud er die Italiener zum Träumen ein: zum Träumen von einem Land, das aus seiner wirtschaftlichen Depression erwacht, zum Träumen aber auch von einem Land, das eine ganz normale Demokratie sein könnte, mit einem ganz normalen, ganz unspektakulären Regierungschef. Für dieses Amt ist Romano Prodi die ideale Besetzung. MICHAEL BRAUN