Sechs für Bremen

BUNDESTAG Die SPD gewinnt erneut beide Wahlkreise, aber auch die CDU schickt zwei Abgeordnete nach Berlin. Eine Grüne und eine Linke sind ebenfalls dabei

„Wir werden den Sitz nicht lange leer lassen“

CHRISTOPH SPEHR, LANDESSPRECHER DER LINKSPARTEI

Bettina Hornhues hat’s erst aus dem Radio erfahren, also eigentlich von ihrem Mann – der hörte gestern morgen in den Nachrichten davon. Dass die 41-Jährige aus Bremen-Nord für die CDU in den Bundestag einziehen würde: Damit war nicht zu rechnen.

Mit einem Direktmandat für die CDU ohnehin nicht. Wie eh und je gewann die SPD die beiden Bremer Wahlkreise. Doch für die Konservativen galt nur Ex-Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann als gesetzt. Sie folgt dem scheidenden Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der seit 1987 im Bundestag saß. Und ein zweites Mandat für die Bremer CDU gab es zuletzt in den 1990er-Jahren, mit dem heutigen Bremerhavener Bürgermeister Michael Teiser.

Damit sitzen im neuen Bundestag, wie in der letzten Legislaturperiode auch, sechs Abgeordnete aus Bremen. Neben den beiden SPD-Männern Carsten Sieling, der 37,9 Prozent der Erststimmen bekam, und Uwe Beckmeyer, den sogar 44 Prozent direkt wählten, sind das Marieluise Beck von den Grünen und Agnes Alpers von den Linken.

Wobei hinter Alpers Namen noch ein Fragezeichen steht. Die 52-jährige Pädagogin, die 2009 in den Bundestag einzog, erholt sich gerade von einem Schlaganfall. Ihr Büro versicherte gestern, Alpers nehme ihr Mandat an. Landessprecher Christoph Spehr sagte indes, die Partei werde „zügig“ über den „Zeithorizont“ von Alpers Genesung reden: „Wir werden den Sitz nicht lange leer lassen“, so Spehr – „das wäre nicht vermittelbar.“ Statt Alpers könnte der emeritierte Professor Günter Matthiessen aus Bremerhaven, oder, was auch denkbar wäre, Landesschatzmeisterin Birgit Menz nach Berlin gehen. Menz, Drittplatzierte der Landesliste, ist die Lebensgefährtin des linken Bürgerschaftsabgeordneten Klaus-Rainer Rupp.

Hornhues ist seit Mitte der 1990er im Beirat Burglesum aktiv, seit 2010 sitzt sie auch im Landesvorstand der CDU. Die Mutter von drei Kindern, in Bremen geboren und aufgewachsen, lernte Bankkauffrau bei der örtlichen Sparkasse und arbeitet heute bei einer Bremer Privatbank. Gleichwohl ist ihr beruflicher Schwerpunkt die Familienpolitik: So fordert Hornhues eine „verlässliche Kinderbetreuung“ auch nach der Grundschulzeit, einen Ausbau der Hortplätze und der Ganztagesschulen. Die Betreuungsgeld genannte Herdprämie für Frauen lobt sie als „Mittel zur Wahlfreiheit“. Gemeinsam mit anderen norddeutschen Abgeordneten wolle sie sich ferner für den Tourismus und die Windkraft-Branche einsetzen, sagte sie gestern.  mnz