Alle gegen Ciftlik

AUSTRITTSFORDERUNG Bülent Ciftliks Heimatdistrikt fordert den SPD-Politiker auf, die Partei zu verlassen

Bülent Ciftlik soll die SPD verlassen – das fordert sein Heimatdistrikt Flottbek-Othmarschen von dem in die Schlagzeilen geratenen Politiker. Auf einer Distriktsversammlung votierte Anfang der Woche die Mehrheit der Anwesenden dafür, dass der Distriktsvorstand einen Brief an Ciftlik verfasst, in dem ihm ein Parteiaustritt nahe gelegt wird.

Dem Beschluss vorausgegangen war eine hitzige Diskussion der knapp 30 anwesenden Genossen. Darin wurde dem früheren SPD-Sprecher vorgeworfen, für das Verschwinden von Wahlunterlagen verantwortlich zu sein und schon während seiner Zeit als Partei-Sprecher gegen den damaligen Parteichef Mathias Petersen gearbeitet zu haben.

Petersen, der ebenfalls in dem Distrikt organisiert ist, machte Ciftlik zudem für die Verleumdung seiner Person verantwortlich. Der Grund: Ciftlik hatte vorigen Sommer angebliche LKA-Vermerke, die Petersen der Denunziation von Ciftlik beschuldigten, an Parteichef Ingo Egloff weitergegeben. Egloff hatte die Papiere zurückgehalten und Petersen nicht über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe informiert. Im November hatte die taz die Dokumente veröffentlicht und als Fälschungen entlarvt.

Auf der Versammlung übernahm Ciftlik die Verantwortung für das Verschwinden der Wahlprotokolle, die nach einer polizeilichen Durchsuchung seiner Wohnung und seines PKWs nicht mehr auffindbar gewesen seien. Allerdings seien diese Protokolle für die Gültigkeit der Distriktswahl unerheblich. Ciftlik erklärte, niemals gegen Petersen gearbeitet und sich beim Umgang mit den angeblichen LKA-Vermerken den Weisungen von Egloff unterworfen zu haben. Er habe niemals gegen die Parteisatzung verstoßen, ein mögliches Parteiordnungsverfahren entbehre deshalb jeder Grundlage. MARCO CARINI