Von Beust unter Druck : Watergate an der Waterkant
Bizarr. Das zumindest. Ausgerechnet über eine vorsätzliche Indiskretion an eine ihm gewogene Boulevard-Postille droht der christdemokratische Regierungschef der Springer-Hochburg an der Waterkant ins Stolpern zu geraten. Wenn nicht sogar sehr unsanft zu stürzen. Es wäre ein politisches Eigentor von unvorstellbarer Brisanz.
Kommentarvon Sven-Michael Veit
Ein Geheimnisverrat liegt vor, das ist unbestreitbar. Und die Zahl der möglichen Verräter ist sehr überschaubar. Nur der Bürgermeister oder einer seiner beiden Staatsräte kommen als Verdächtige in Betracht, und Letztere – wenn überhaupt – nur mit Billigung oder auf Anweisung ihres Chefs.
Der Vorgang lässt Erinnerungen an das Watergate des intriganten US-Präsidenten Nixon wieder aufleben. Der stürzte über Versuche, seinem politischen Gegner mit schmutzigen Tricks zu schaden. Genau dieser Vorsatz ist auch hier zu konstatieren.
Sollte der Verdacht sich erhärten, muss der Regierungschef denselben Maßstab für sich gelten lassen wie für den Senator und den Staatsrat, die er kürzlich aus dem Amt jagte. Dann wird Ole von Beust zurücktreten müssen.
Selbstredend soll auch in diesem Fall die Unschuldsvermutung gelten. Bis zum Beweis des Gegenteils. Unumgänglich aber wäre eine überzeugende Erklärung dafür, wie eines der bestgehüteten Geheimpapiere des Senats hinter dem Rücken des politisch Verantwortlichen mit gezieltem Timing in das Revolver-Blatt gelangen konnte.
Wenn der Bürgermeister das nicht erklären kann, dürfte er seinem eigenen politischen Blatt-Schuss erliegen.