Leserinnenvorwurf

Stillhalteabkommen mit Mutti Merkel?

Allmählich keimt in mir der Verdacht auf, dass die taz mit Mutti Merkel ein Stillhalteabkommen geschlossen hat. Immer wieder und in zunehmendem Maße haut die taz auf Linke und Grüne ein. Durch das Titelblatt der Ausgabe vom 25. September werden sowohl die Grünen als auch der Veggie-Day ins Lächerliche gezogen und rechtsgerichteten Politikern wird das Tor für Schadenfreude weit geöffnet. Ist das jetzt die neue politische Linie der taz – oder fehlt es einfach an Ideen? ANJA HALLERMANN, Braunschweig

Die taz antwortet
Entweder zu Grünen-freundlich oder zu Grünen-feindlich

Liebe Frau Hallermann, in diesem Fall haben nicht wir auf die Grünen eingehauen, sondern die Grünen aufeinander. Die Seite eins mit dem Titel „Schlachtfest statt Veggie-Day“ illustriert die heftigen Auseinandersetzungen bei den Grünen, nach denen sich am Dienstag binnen weniger Stunden gleich drei langjährige SpitzenpolitikerInnen verabschieden mussten. Die Schlagzeile bezog sich dabei auf den Kontrast zwischen menschen- oder auch tierfreundlichen politischen Positionen und dem harten parteiinternen Machtkampf. Der taz wird übrigens immer wieder abwechselnd vorgeworfen, entweder zu Grünen-freundlich oder zu Grünen-feindlich zu sein – für eine unabhängige Zeitung kein ganz schlechtes Zeichen. Bei der Gestaltung der Seite 1 geht es uns jedenfalls nicht um Sympathien, sondern um die zugespitzte Darstellung einer tagesaktuellen Entwicklung. Und da können Sie sicher sein: Wenn es bei der CDU einmal einen ähnlich drastischen Führungswechsel gibt wie am Dienstag bei den Grünen, werden wir das ebenso drastisch darstellen. Herzliche Grüße, Lukas Wallraff, taz.eins-Redakteur