„Da wächst man halt so rein“

Frauengruppen in Kaninchenzuchtvereinen stellen Produkte aus Fell her. Die besten werden prämiert – von Männern

taz: Frau Seipp, Sie haben vor fünf Jahren eine Frauengruppe im Kaninchenzüchterverein gegründet. Was macht Ihre Gruppe?

Karin Seipp: Das ist ganz genau vom deutschen Zentralverband der Rassekaninchenzüchter vorgegeben: Wir stellen Erzeugnisse aus Kaninchenfell her. Das sind zum einen Kissen. Dann arbeiten wir mit Angorawolle: Da wird bei uns in der Gruppe gestrickt und gestickt. Es gibt ja Angorakaninchen, die werden geschoren, die Wolle wird bearbeitet und kommt dann zu uns.

Was passiert mit diesen Produkten?

Unsere Arbeiten bieten wir auf den Ausstellungen, die die Vereine des Kreisverbands veranstalten, zum Kauf an. Aber die Sachen lassen sich schlecht verkaufen. Das sieht schon gut aus, aber wer hängt sich das hin? Und die Materialien sind natürlich auch sehr teuer.

Warum braucht ein Kaninchenzüchterverein eine Frauengruppe?

Diese Frauengruppen haben Tradition. Die gibt es schon sehr, sehr lange. Früher war die Kaninchenzucht ausschließlich in Männerhand. Die Frauen haben die Kaninchenprodukte wie Fell und Fleisch nur verwertet und bearbeitet. Das Treffen mit anderen Frauen zur gemeinsamen Arbeit führte schließlich zu diesen Frauengruppen. Auf Ausstellungen sind die Frauen dann meist auch bei der Gastronomie behilflich.

Wie viele Mitglieder hat Ihre Gruppe derzeit?

Zurzeit sind wir zwölf Frauen. Ich wünschte mir, dass es mehr Frauen geben würde, die zu uns kommen. Bei uns ist jede Frau willkommen. Wir sind auch ’ne nette Gruppe. Wir gehen ins Theater, wir machen eine Frauengruppenfahrt. Es nicht so, dass wir nur dasitzen und stricken. Der Zusammenhalt ist bei uns auch sehr groß. Jeder lebt ja auch mit der Gruppe. Und wir gehen natürlich auf Ausstellungen. Dort werden unsere Produkte gezeigt; die besten bekommen einen Pokal.

Wer bewertet denn die Produkte?

Sie werden von geschulten Preisrichtern bewertet. Da sind die Männer in der Überzahl. Ich habe aber manchmal das Gefühl, dass einige davon nicht genau den Arbeitsaufwand einschätzen können, der in diesen Waren steckt. Wie sollen sie das auch wissen – sie haben vielleicht selbst noch nie gestrickt oder gestickt. Es gibt zwar Männer, die das machen, aber nicht sehr viele. In weiteren Preisrichterschulungen soll da aber Abhilfe geschaffen werden.

Gibt es keine Preisrichterinnen?

Wir haben drei junge Preisrichterinnen. Aber die Männer sind da noch sehr dominant.

Ihr Mann ist ja auch Kaninchenzüchter. Können Sie diese Begeisterung für die Tiere nachvollziehen?

Mein Mann hat immer gesagt: „Wenn ich in Pension gehe, dann brauche ich ein Hobby.“ Er hat deswegen schon sehr früh – vor 23 Jahren – angefangen, Kaninchen zu züchten. Wissen Sie, mit Kaninchen haben wir früher auch nix zu tun gehabt. Ich war Angestellte im Bezirksamt und habe da auch nicht so die Beziehung gehabt zu den Kaninchen. Aber da ist man dann so reingewachsen.

Interview: Silke Kohlmann