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Archiv-Artikel

Jung, motiviert, professionell

RUGBY Der RK 03 Berlin hat sich in seiner zweiten Saison in der Bundesliga etabliert. Grundlage dafür ist die gute Jugendarbeit

„Es ist eine gute Mannschaft, Berlin ist eine tolle Stadt“

TRAINER ALLAN NUGENT

Es heißt, das zweite Jahr ist normalerweise immer schwieriger als das erste. Doch diese Theorie wird von den Rugbyspielern des RK 03 Berlin widerlegt – sogar zur eigenen Verwunderung. Denn eigentlich wollte der Klub aus Weißensee in seinem zweiten Bundesligajahr nur die Klasse halten. Doch schon in der Hinrunde landete das Team den einen oder anderen Überraschungserfolg und konnte frühzeitig einen komfortablen Abstand zu den Abstiegsplätzen aufbauen. „Das es so gut läuft, hätten wir nicht gedacht“, sagt Teammanager Lutz Joachim.

Mit dem 34:3-Erfolg vom Sonnabend gegen DSV Hannover 78 ist vier Spieltage vor Schluss auch rechnerisch die Klasse gesichert. Der Tabellensiebte schielt nun auf Platz sechs. Den hat pikanterweise der Lokalrivale vom Berliner RC inne. „Die wollen wir noch abfangen. Das ist unser Ziel“, sagt Lutz Joachim.

Die kleine Erfolgsgeschichte aus Weißensee ist kein Zufall, sondern das Ergebnis langjähriger guter Jugendarbeit. Der Großteil des jetzigen Kaders wurde selbst ausgebildet. Das Besondere ist der Zusammenhalt. „Unsere Nachwuchstrainer sind fast alles Spieler aus der ersten Mannschaft“, so der Teammanager. Drei Akteure des RK 03 haben es sogar geschafft, zum festen Stamm der A-Nationalmannschaft zu gehören – zwei sind davon aus der eigenen Jugend.

Gearbeitet wird fast unter Profibedingungen. Dreimal in der Woche trifft sich die Mannschaft zum Training. Zudem geht jeder Einzelne noch vier- bis fünfmal in der Woche ins Fitnessstudio. Beim Rugby ist die Physis entscheidend. „Wir haben viele engagierte und ambitionierte Spieler“, so Joachim. Auch mit der Verpflichtung eines professionellen Trainers wurde ein weiterer Schritt getan. Mit Allan Nugent kam ein Coach aus der Rugbynation Australien. „Seine Arbeit hat sich schon nach kurzer Zeit ausgezahlt“, sagt Joachim.

Der Anreiz für Nugent, ausgerechnet im Rugbyentwicklungsland Deutschland zu arbeiten, ist leicht erklärt. „Es ist eine gute Mannschaft, Berlin ist eine tolle Stadt“, sagt er. Sein Team besteht größtenteils aus Studenten. „Es kommen Spieler zu uns, die hier studieren und weiter Rugby spielen wollen“, sagt Joachim. Deshalb gehören auch zwei Australier und ein Akteur aus Tonga im Südpazifik – im Rugby alles andere als ein Exot – zum Team.

In Zukunft will man unter die besten vier der Liga kommen. Dazu müsste die Heidelberger Phalanx gebrochen werden. Denn die dominieren neben Frankfurt die Liga. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Verein auch in Eigenregie eine neue Rugbyanlage in der Buschallee gebaut. 300.000 Euro hat sie gekostet. „Bei der Zahl haben wir alle erst einmal ein wenig Angst gehabt“, erzählt Präsident Ingo Goessgen. Finanziert wurde das Projekt mit dem Vereinsförderprogramm des Senats. Ein großer Teil musste dabei als Eigenleistung erbracht werden. Ein klein wenig wie beim 1. FC Union und der Alten Försterei griffen Spieler, Familien und Freunde zu Spaten und Schippen und bauten fleißig mit. „Ohne die hätten wir es auch nicht geschafft“, so Joachim. Gut 2.500 Arbeitsstunden kamen so zusammen. „Dafür haben wir jetzt die besten Verhältnisse für Rugby in Berlin“, so Goessgen.

Am 16. Mai wird das Domizil mit dem Lokalderby gegen den Berliner RC eröffnet. Damit in Zukunft die Anlage nicht wieder von anderen Sportlern, vor allem Fußballern, blockiert wird, hat man mit dem Bezirk einen Sondernutzungsvertrag abgeschlossen. Dort darf dann nur Rugby gespielt werden. NICOLAS SOWA