Gen-Essen: Risiken von der EU bestätigt

Die EU-Kommission erklärt Genpflanzen auf dem Acker für unsicher, obwohl sie selbst solche Sorten zugelassen hat

BERLIN taz ■ Die EU-Kommission traut der Gentechnik nicht. Die Brüsseler Behörde hat in den letzten Monaten zwar mehrere Genpflanzen zugelassen. Nun äußert sie aber selbst Bedenken: Die Pflanzen der neuen Art könnten krank machen und die Umwelt schädigen.

Friends of the Earth, das ist ein Zusammenschluss der europäischen Umweltverbände, haben gestern auf das genkritische EU-Dokument aufmerksam gemacht. Die EU-Kommission schreibt darin über die Risiken von Gen-Essen für den Menschen: „Es gibt keinen eindeutigen, uneingeschränkten, wissenschaftlich klaren Grenzwert, um zu entscheiden, ob ein Gentech-Produkt sicher ist oder nicht.“ Und über die Wirkungen von Genpflanzen auf die Umwelt: „Es ist ein begründeter und rechtmäßiger Standpunkt“, dass Genpflanzen nicht angebaut werden sollten, „bevor alle Auswirkungen auf den Boden bekannt sind“.

Gentechniker bauen in Mais, Raps oder Soja eine neue Erbsubstanz ein, damit die Pflanze ein Gift gegen Schädlinge produziert. Befürworter erhoffen sich höhere Erträge auf dem Acker. Kritiker sorgt vor allem, dass sich die Pflanzen unkontrolliert ausbreiten und Schäden verursachen können. Bisher sind allerdings weder Risiken noch Unbedenklichkeit erwiesen.

Die EU-Kommission hat die Argumente skeptischer Wissenschaftler jetzt aber in einem knapp 300-seitigen Papier aufgelistet – und an die Welthandelsorganisation (WTO) geschickt. Es soll als Rechtfertigung dienen im Handelsstreit mit Argentinien, Kanada und den USA. Die drei Länder hatten vor dem WTO-Schiedsgericht geklagt, weil die EU keine Genprodukte importieren wollte.

Die Auseinandersetzung vor der WTO ist allerdings schon überholt. Die EU-Kommission hat nur zwischen 1998 und 2004 keine Genpflanzen zugelassen. Als die Kommission die Kennzeichnung von Gen-Essen neu regelte, wurde der Stopp aufgehoben. Und seitdem hat die EU beispielsweise einen Genmais für Nahrungsmittel zugelassen. Weitere Sorten sind für Tierfutter erlaubt.

Jens Karg, Gentechnik-Experte der Umweltorganisation Global 2000, resümiert: „Der Öffentlichkeit will die EU-Kommission weismachen, dass Gen-Essen sicher ist. Hinter geschlossenen Türen aber argumentiert sie anders.“ Die Umweltschützer riefen die Kommission gestern auf, alle Zulassungen von Genpflanzen zurückzuziehen. HG

www.foeeurope.org/biteback/EC_case.htm