Ironie & Melancholie : Aus dem Schatten
Robert Matthies
Auch für Wire war der aufkommende Punk in London 1976 die Initialzündung. Gleich zweimal war das Quartett 1977 auf dem stilprägenden Sampler „The Roxy London WC2“ vertreten. Schon das Debütalbum „Pink Flag“ aber entfernte sich im selben Jahr weit vom bierselig vor sich hinrumpelnden Eins-zwei-drei der Zeitgenossen: Eine eigenwillige Reduktion trifft da auf einen unbestechlichen Mut zu unorthodoxen Strukturen – in jedem Fall eines der originellsten Alben der ersten Welle des britischen Punkrocks. Die ungebremste Experimentierfreude ist es denn auch, die Wire in den folgenden Jahren zu einer der einflussreichsten Post- und Art-Punk-Bands werden ließ: Immer länger und atmosphärischer wurden die Songs, immer deutlicher die ironische Distanz zum ursprünglichen Milieu. Und in genau diesem Sinne ist das „Post“ vor „Punk“ denn auch tatsächlich Prädikat, nämlich Ausdruck des nicht enden wollenden Versuchs, aus dessen Schatten zu treten. „Change Becomes Us“ heißt folgerichtig das aktuelle, dreizehnte Studio-Album, das Wire am Montag im Knust vorstellen. Mo, 7. 10., 21 Uhr, Knust
„Morgan“ heißt die alte Familiengitarre, die Ane Brun kurz nach ihrem 21. Geburtstag in die Hand genommen und nicht mehr losgelassen hat. Steil war dann die Karriere der beiden: Bereits das Debüt „Spending Time With Morgan“ bescherte der Norwegerin und ihrer Gitarre begeisterte Kritiken und eine Nominierung für den schwedischen Indie-Award „Manifest“. Zwei Jahre später gab es für „A Temporary Dive“ in Norwegen schon nach drei Wochen Goldstatus, seitdem gewinnt Ane Brun mit ihren melancholischen Songs einen Preis nach dem anderen, darunter den renommierten norwegischen Spellemannsprisen. Auf „Songs: 2003 – 2013“ sind nun die wichtigsten Songs aus den ersten zehn Jahren versammelt. Am Freitag ist sie damit im Uebel & Gefährlich zu Gast. Fr, 11. 10., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich