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Archiv-Artikel

Lübeck muss durchstarten

REFERENDUM Der Flughafen Blankensee muss weiter betrieben und ausgebaut werden, haben die Lübecker entschieden. Die hoch verschuldete Hansestadt kostet das etwa 75 Millionen Euro, schätzen Kritiker

„Für die Investorensuche haben wir jetzt zwei Jahre länger Zeit“

BÜRGERMEISTER BERND SAXE

Der Flughafen Lübeck wird vorerst nicht geschlossen. Bei einem Bürgerentscheid votierte eine knappe Mehrheit am Sonntagabend für Erhalt und Ausbau des Airports Blankensee. Mit fast 36.798 Ja-Stimmen wurde das Quorum von 20 Prozent der Wahlberechtigten – 34.768 – knapp überschritten. Damit ändern die Lübecker einen Beschluss der Bürgerschaft vom November 2009. Damals hatte die Mehrheit aus SPD, Grünen und Linken beschlossen, den defizitären Airport abzuwickeln.

Nach Auffassung der Flughafengegner kommen auf die Stadt bis 2015 für den Vollausbau des Airports Kosten von 75,9 Millionen Euro zu. Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) nennt in seinem Konzept die leicht geringere Summe von 67 Millionen Euro für die nächsten Jahre. Angesichts des Schuldenbergs von 1,3 Milliarden Euro und des diesjährigen Defizits von 105 Millionen Euro im Lübecker Stadtsäckel sei das unverantwortbar, kritisieren die Ausbaugegner. Die Grünen im Landtag nannten die Entscheidung einen „Mega-GAU“ für Lübecks Haushalt.

Saxe will nun den Flughafen für rund vier Millionen Euro ausbauen, um ihn anschließend zu verkaufen. „Für die Investorensuche haben wir jetzt zwei Jahre länger Zeit“, sagte er am Sonntag.

Im Februar hatte der Hauptkunde des Flughafens, der irische Billigflieger Ryanair, erklärt, drei Verbindungen zu streichen. Flughafengeschäftsführer Michael Lange rechnet im laufenden Jahr mit nur noch rund 600.000 Passagieren nach fast 700.000 im Jahr 2009. Inzwischen summiert sich das aufgelaufene Minus auf etwa 30 Millionen Euro. Profitabel arbeiten kann Blankensee erst ab etwa 1,2 Millionen Passagieren.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) begrüßte den Bürgerentscheid. und stellte Gespräche mit Stadt und Betreibern in Aussicht. Das Land stehe zu seiner Zusage, auf der Basis eines tragfähigen Zukunftskonzepts die nötigen Investitionen zu bezuschussen, so de Jager. SVEN-MICHAEL VEIT