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Archiv-Artikel

13 Jahre autonome Hardware

Seit Anfang der 90er Jahre kümmern sich die MedienaktivistInnen von nadir.org um die Vernetzung der undogmatischen Linken. Am Freitag laden sie zusammen mit dem Medienlabor 23b zur „sick media night“

Freitag, 22 Uhr, Rote Flora, Schulterblatt 71

Der Grundstein für nadir.org wurde vor 13 Jahren mit einer Mailbox gelegt. Zwei Jahre später kam die erste Webpräsenz. Das Ziel war – als „digitaler Infoladen“ – die entstehende Internet-Technologie für die Linke nutzbar zu machen. Synergieeffekte sollten erzeugt werden, man wollte eine Plattform für innerlinke Diskussionen darstellen und die Konzentration verschiedener Projekte auf einer gemeinsamen elektronischen Plattform ermöglichen.

Seitdem besteht das Kerngeschäft der MedienaktivistInnen in der Bereitstellung von Mailinglisten, E-Mail-Diensten und Webspace für die undogmatische Linke – basierend auf autonomer Hardware und mit dem Ziel, strömungsübergreifend zu wirken. Mit dem Internet-Hype 1997 wurde die Situation schwieriger. Immer mehr Gruppen wollten sich im Internet präsentieren und das Projekt drohte zum technischen Dienstleister zu werden. Um sich als Handelnde wieder in die politische Bewegung einzubringen, wurde zunächst versucht, wieder auf linke Gruppen zuzugehen und eigene Positionen zu entwickeln. Von 1998 bis 2001 unterstützte Nadir beispielsweise die antirassistischen Grenzcamps mit informationstechnologischer Infrastruktur.

Seit letztem Jahr beteiligt sich Nadir am Medienlabor 23b – eine Kooperation mit der Hamburger Indymedia-Gruppe und der gruppefuenf. Ziel ist die Entwicklung einer experimentellen politischen Medienpraxis. Unter anderem wird monatlich zum Linux-Café geladen und eine Radiosendung zum Themenkomplex Gesellschaft und Technologie produziert – über autonome Kommunikationsstrukturen, RFID-Chips oder die „ars electronica“. Demnächst zieht das Medienlabor zusammen mit dem fsk in neue Räume.

Im Moment sieht sich Nadir vermehrt kostenintensiven Klagen ausgesetzt, zuletzt vom Deutschen Roten Kreuz. Das DRK klagt – auch gegen andere linke Initiativen – wegen der Publizierung des seit den 70ern benutzten Symbols der „Autonomen Sanitäter“ – und einer angeblich damit einhergehenden Verwechlungsgefahr mit dem Symbol des DRKs. Mit drastischen Unterlassungsklagen werden linke Projekte so finanziell in die Knie gezwungen. Nadir ist deshalb dringend auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Aus diesem Grund – und um sich mal ordentlich zu feiern – laden nadir und das Medienlabor am Freitag zur „sick media night“ in die Rote Flora. Und nichts liegt da näher, als Politik mit elektronischer Musik zu verbinden – und eine ganze Reihe illustrer Gäste einzuladen. Um die Beschallung der großen Halle mit Elektro und Minimal kümmern sich das Berliner Duo „Exercise One“ und die Hamburger Billy Rubin und Pussa zusammen mit dem Neo-Romantiker Lawrence, Pantha du Prince, Rndm und Efdemin vom Hamburger Indiehouse-Label „Dial“. Im Keller frickeln Mauvais Savants, Fudschicato Pedito, Monomal + Muttermal, Faerge und Subdual herum. Oben gibt es Essen, Videoinstallationen und mehr. ROBERT MATTHIES