: Wenn’s um die Bären geht, hört der Spaß auf
Jagd auf den Bärentöter Flierl: Nachdem der linke Kultursenator sich mit durchaus verständlichen Argumenten gegen die Buddy-Bären-Show über dem Denkmal am Bebelplatz in Mitte positioniert hat, hagelt es Kritik von ganz oben
Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei) muss beim Berliner Buddy-Bären-Streit erkennen, dass beim Wappentier der Stadt der Spaß aufhört. Gestern kritisierten sowohl Sprecher der Landesregierung und des Bezirks Mitte als auch Vertreter religiöser und kultureller Gruppen seinen Vorstoß, die Aufstellung der bunten Plastikbärchen auf dem Bebelplatz während der Fußball-Weltmeisterschaft zu untersagen. Als eine Körperverletzung empfand beispielsweise Bären-Mitinitiatorin Eva Herlitz den Zensurhieb: „Man fühlt sich schon geohrfeigt“, heulte sie in der Bild-Zeitung.
Flierl hatte gefordert, die geplante Aufstellung 140 so genannter Buddy-Bären in Mitte zu verhindern. In Abstimmung mit dem Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses habe er dem Bezirk Mitte geschrieben, „die Entscheidung zu überdenken“, so Flierl in der taz vom Dienstag. Auf dem Bebelplatz mit dem in die Erde eingelassenen Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung der Nazis 1933 seien „uniforme Massenversammlungen“ fehl am Platz. „Wenn das Denkmal mit einer Freudengruppe von zu Maskottchen heruntergekommenen Werbefiguren umstellt wird“, wecke das doch „sehr merkwürdige Assoziationen“.
Fünf Jahre nach ihrer Erfindung durch den Bleistiftfabrikanten Klaus Herlitz und ihrer Reise als Berlin-Botschafter durch andere Metropolen seien die Plastebären zudem „ästhetisch und moralisch verschlissen“ und nichts weiter als „Kitsch“, so Flierl.
So etwas sagt man in Berlin nicht ungestraft. Obwohl das zuständige Bezirksamt Mitte, das die Aufstellung der Bärenskulpturen bereits genehmigt hatte, sich mit dem Standort durchaus hätte vernünftig auseinander setzen können, blies man zur Jagd auf den Bärentöter. Die Bäreneltern, Eva und Klaus Herlitz, sahen gestern in dem Event auf dem Bebelplatz „eine Brücke zu dem Völker verbindenden großen Sportereignis der Fußballweltmeisterschaft“, das Flierl unmöglich verbieten könne. Ebenfalls für die Aufstellung – auch über dem Denkmal – plädierte die Jüdische Gemeinde der Stadt.
Die Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung, Dorothee Dubrau, bekräftigte den Antrag des Bezirks zur Aufstellung der Bärenparade. Die im Kreis positionierten Figuren bildeten nicht nur ein Kunstevent, sagte sie, sondern „eine politische Aktion und Völker verbindende Botschaft“.
Von ganz oben kam schließlich eine regelrechte Abmahnung in Richtung des Kultursenators. Der Senatssprecher und WM-Beauftragte, Michael Donnermeyer, signalisierte, dass die Ausstellung in Zeiten der Fußball-Weltmeisterschaft für das Image Berlins bedeutsam sei und Flierl sich, bitte schön, gefälligst an diese Linie zu halten habe: „Da wird mit zu großem Kaliber auf eine gute Sache geschossen“, sagte Donnermeyer. Die Aktion sei schließlich nicht nur von Bundespräsident Köhler für gut befunden worden. Die lustige Buddy-Bären-Schau am Bebelplatz sei vielmehr der persönliche Wunsch des Regierenden Bürgermeisters, Klaus Wowereit (SPD). Und hat er die Wahl zwischen Flierl und Show, wählt er Letztere. ROLA