: Barça am Ball
Nach dem 0:1 im Champions-League-Halbfinale glaubt der AC Mailand stur an seine Chance
MAILAND dpa ■ Während Spanien einmal mehr dem Weltfußballer Ronaldinho huldigt, hofft Italien im Rückspiel auf Filippo Inzaghi. „Klammer dich an Inzaghi“, titelte die La Gazzetta dello Sport am Mittwoch nach der 0:1-Heimpleite des AC Mailand im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals gegen den FC Barcelona. Angesichts der hervorragenden Ausgangsposition der Katalanen fürs Rückspiel am kommenden Mittwoch (20.45 Uhr) im Camp Nou sieht die spanische Presse unterdessen die Zeit der Wachablösung gekommen.
„Der König versagt nie! Ronaldinho entschied die Partie mit einem genialen Pass. Giuly hat möglicherweise eine neue Ära eingeleitet: Der große AC Mailand macht dem großen FC Barcelona Platz“, schrieb das Sportblatt As. Die Huldigungen für Ronaldinho kannten nach dessen erneutem Geniestreich in San Siro keine Grenzen. „Die Musen haben sich in Ronaldinho verliebt und den AC verlassen“, schrieb El País angesichts des gelungenen Passes des brasilianischen Weltmeisters, den Ludovic Giuly am Dienstag zum entscheidenden Tor des Abends verwandelte. „Ronaldinho war der Crack. Es war ein Sieg für die Geschichte“, titelte Sport, während sich der hoch Gelobte selbst in Bescheidenheit übte. „Es ist eine Ehre, hier zu siegen“, sagte der Virtuose.
Trotz der guten Ausgangsposition blieb Barcas Coach Frank Rijkaard zurückhaltend. „Es ist ein tolles Ergebnis, aber Euphorie herrscht nicht“, sagte der Niederländer, der gegen seinen alten Club Glück hatte. Laut Marca hatte er Giuly in der Pause mitgeteilt, ihn in der 55. Minute auswechseln zu wollen. Doch der Franzose bekniete seinen Trainer förmlich, ihn bis zur 65. Minute spielen zu lassen und dankte es mit dem Tor des Abends.
Seinen fünften Champions-League-Treffer hätte Inzaghi gern geschossen. Doch wegen einer Angina fiel der Stürmer aus. „Dass ich ausgerechnet jetzt im Bett liege, ist wie ein übler Zauber“, klagte er. Doch trotz des „hässlichen Ergebnisses“ bleibt AC-Trainer Carlo Ancelotti, für den ob des verspielten Titels in der Serie A und dem letztjährigen Final-K.o. gegen den FC Liverpool das Rückspiel zum Schicksalsspiel wird, optimistisch: „Wir können das in Barcelona noch umdrehen.“
Auch Milans Torjäger Andrej Schewtschenko sieht sein Team noch nicht am Boden: „Wir werden das Ergebnis in Barcelona ausradieren“, versprach der Ukrainer, der in letzter Zeit aber zu viele Torchancen vergeudete, so auch am Dienstagabend vor den 78.894 Zuschauern im ausverkauften Guiseppe-Meazza-Stadion.
Unterdessen hat die italienische Presse ihre ganz eigenen Mutmaßungen für das 0:1 aufgestellt: Milan verlor vielleicht auch, weil Club-Besitzer Silvio Berlusconi fehlte. Der gerade abgewählte Ministerpräsident kam zwar pünktlich, machte auf dem Weg zur Ehrentribüne aber plötzlich kehrt und verschwand. Milans Vizepräsident Adriano Galliani versuchte Berlusconis „mysteriöse Umkehr mit dessen hellseherischen Fähigkeiten“ zu erklären. „Möglicherweise hat er eine Vorahnung gehabt, dass dieses Spiel verhext ist“, meinte er und ließ dann von Berlusconi ausrichten, dass der überzeugt davon sei, dass Milan es noch schaffen kann.