: Interessant, aber abzulehnen
Interessant, aber deswegen nicht minder abzulehnen ist Hannes Kochs Plädoyer dafür, die Verteilungsgerechtigkeit als Grundwert linker Politik zu liquidieren. Dass die Kapitalakteure eine größere Bewegungsfreiheit auf dem Markt haben als früher, wird richtig festgestellt – die normative Kraft des Faktischen macht aber Letzteres noch lange nicht begrüßenswert, im Gegenteil. Hinzu kommt, dass von einer „stärkeren Betonung der individuellen“ Leistung, die Koch als Vehikel für mehr Gerechtigkeit ansieht, heute keine Rede sein kann: Sind nicht die Löhne und Gehälter der abhängig Beschäftigten in der BRD trotz gestiegener Anforderungen im Beruf inzwischen nicht nur real, sondern auch nominell gesunken? Und sind es nicht trotzdem dieselben Beschäftigten, die im „Lohnsteuerstaat“ den Großteil der öffentlichen Dienstleistungen zu finanzieren haben, weil der Kapitalseite die Exit-Option offen steht? Solange diese Option besteht, wird es keine Gerechtigkeit geben, noch nicht einmal in der abgespeckten Version („mehr Kindergärten, Schulen und Universitäten“), die der Autor predigt. ALBAN WERNER, Aachen
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