: Das teure Gemüse
Die Spargelsaison ist eröffnet! Doch das Edelgemüse wird von mies bezahlten Erntehelfern aus Osteuropa geerntet
Für CDU-Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg war es ein klassischer Termin: Zum gefühlten Beginn des Frühlings, aber mit 14-tägiger Verspätung hat der Bauer aus Werl gestern im münsterländischen Olfen die Spargelsaison eröffnet. Nicht wirklich originell führte Uhlenberg die erste „Spargelkönigin“ Nordrhein-Westfalens in ihr Amt ein: Die 20-jährige Psychologiestudentin soll bis Ende Juni für das „königliche“ Gemüse werben.
Wenig königlich dagegen bleibt die Arbeit auf den 507 Spargelhöfen im Land. Rund fünf Euro zahlt ein Spargelbauer seinen meist aus Osteuropa stammenden Erntehelfern. Bisher galten besonders Arbeiter aus Polen als erfahren und motiviert. „Sie müssen das in Zloty umrechnen“, sagt etwa Hans-Heinrich Berghorn vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband in Münster. „Selbst Akademiker haben bei uns in der Vergangenheit in drei Monaten mehr verdient als in Polen im Rest des Jahres.“
Doch damit ist jetzt Schluss: Mit dem EU-Eintritt Polens werden in diesem Jahr erstmals Beiträge zur polnischen Sozialversicherung fällig – und die liegen bei satten 48 Prozent. In der über hohe Lohnnebenkosten klagenden Bundesrepublik werden nur rund 40 Prozent gezahlt. Für Polen lohnt sich die Arbeit inzwischen kaum noch. Immer mehr Spargelbauern weichen deshalb auf Erntehelfer aus Rumänien und Kroatien aus. Sie sparen so sämtliche Beiträge zur Sozialversicherung.
Einspringen sollen nach dem Willen der Bundesregierung auch deutsche Langzeitarbeitslose: Knapp 5.000 haben sich freiwillig zum Ernteeinsatz gemeldet. Niemand werde aber zur Feldarbeit gezwungen, betont Werner Marquis, Sprecher der Arbeitsverwaltung – schließlich haben die Spargelbauern massive Vorbehalte gegen Arbeitssuchende: Die gelten als unmotiviert, langsam, zu oft krank. Dabei bieten die Landwirte nicht einmal existenzsichernde Löhne. Der Mindest-Monatsverdienst beträgt gerade einmal 827 Euro brutto.
Teuer bleibt dagegen der Spargel. Derzeit kostet das Kilo satte 14 Euro – noch ist das Angebot knapp: Geerntet werden kann derzeit nur, was unter Folien oder im Gewächshaus gezogen wurde. Billiger dürfte das Edelgemüse mit steigenden Temperaturen erst in der kommenden Woche werden – wenn die eigentliche Feldarbeit losgeht.
ANDREAS WYPUTTA