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Archiv-Artikel

unterm strich

Skandal! muss man jetzt noch einmal rufen, gerade weil der Skandal ausgeblieben ist. Entgegen allen Ankündigungen hat sich der Schauspieler und Spiralblockentreißer Thomas Lawinky sich am Mittwochabend nicht zu Äußerungen über seine Stasivergangenheit hinreißen lassen. Das hatte er zwar mehrmals in Interviews angekündigt, doch wie Augenzeugen berichteten, war die Aufführung von „Macbeth“ am Mittwochabend laut, aber stasifrei. Das Publikum von „Macbeth“ soll allerdings hauptsächlich aus Schülerinnen und Schülern bestanden haben – vielleicht lag es daran.

Der Schriftsteller Gino Hahnemann ist im Alter von 60 Jahren nach kurzer Krankheit in Berlin gestorben. Wie die Literaturwerkstatt Berlin am Donnerstag mitteilte, starb der Autor bereits am Ostermontag. Seine literarische Heimat hatte Hahnemann im Kreis der Dichter vom Prenzlauer Berg gefunden und veröffentlichte in den Zeitschriften des literarischen Untergrunds, wie Schaden oder Ariadnefabrik. Hahnemann gehörte zu den Filmemachern, die zwischen 1976 und 1989 im Untergrund mit ihren Arbeiten einen eigenen, unabhängigen Blick auf die DDR-Wirklichkeit entwarfen. 1946 in Jena geboren, studierte er in Weimar Architektur und arbeitete einige Jahre unter Hermann Henselmann als Architekt, danach als freier Bühnenbildner, Aktionskünstler, Filmemacher und Fotograf. Nach 1989 erhielt er eine Reihe von Stipendien des Senats von Berlin, der Akademie Schloss Solitude Stuttgart, Alfred Döblin in Wewelsfleth und der Villa Massimo in Rom. Im Druckhaus Galrev und bei Gerhard Wolfs Janus Press erschienen seine Lyrik und Prosaarbeiten wie „Exogene Zerrinnerung“ (1994), „Sizilien schweigt“ (1997) und „Allegorie gegen die vorschnelle Mehrheit“ (2000).