piwik no script img

Archiv-Artikel

Schlechte Aussichten auf dem Stadtwerder

STADTENTWICKLUNG Die Baubehörde räumt den Widersprüchen von Anwohnern des Stadtwerders gegen neue Geschossbauten wenig Chancen ein. Ursprünglich sollten kleinere Reihenhäuser entstehen

Von EIB
„Wir können nichts machen“

Brigitte Köhnlein, Sprecherin des Bausenators

Dem Protest gegen Geschossbauten auf dem Stadtwerder räumt die Baubehörde wenig Chancen ein. Ursprünglich wollte die Brebau dort Reihenhäuser bauen. Weil diese sich jedoch schwer verkaufen ließen, sollen nun Geschossbauten entstehen. Anwohner hatten gegen diese geänderte Bebauung Widersprüche eingelegt (taz berichtete). Formell beschieden sind sie noch nicht. Allerdings würden sich die Widersprüche gegen den Bauvorbescheid richten, erklärt die Behördensprecherin Brigitte Köhnlein. „In der Begründung muss man dann aber darlegen, inwiefern der gegen den Bebauungsplan verstößt.“ Und aus Sicht der Baubehörde sind die aktuellen Pläne der Brebau im Einklang mit dem Bebauungsplan. „Wir können nichts machen“, sagt Köhnlein. Jetzt könnten die Anwohner nur darauf hoffen, dass die Brebau noch Konzessionen macht.

Doch das, was die Anwohner gerne hätten – eine kleinteilige Bebauung mit Reihenhäusern, wie sie ursprünglich vorgesehen war und womit geworben wurde –, wird ihnen die Brebau nicht geben. Deren Geschäftsführer Jürgen Lüthge hatte in einem Gespräch mit den Anwohnern deutlich gemacht, dass es bei den sechs Geschossbauten mit rund 110 Wohnungen bleiben werde.

Die Brebau würde zwar versuchen, diese mit Gärten im Erdgeschoss für Familien attraktiv zu machen, aber mehr als vier Zimmer werde es in keiner Wohnung geben, so Lüthge. „Wir können doch nicht wieder auf die Zielgruppe Familie setzen, wenn wir gerade erst gelernt haben, dass diese dort nicht hinzieht.“ Wie berichtet, hat die Brebau acht von neun Reihenhäusern verkauft – nach zweijähriger Akquise und zum Teil zu einem deutlich niedrigeren Preis als vorgesehen.

Dass die Lage Familien davon abhalte, auf den Stadtwerder zu ziehen – wie Lüthge argumentiert –, halten Anwohner für ein vorgeschobenes Argument. „Wir haben hier doch auch genau wegen der Lage gebaut, stadtnah und mit viel Platz“, sagt Sandra Rybak, die mit Mann und drei Kindern vor zwei Jahren in ein 220 Quadratmeter großes Niedrigenergiehaus gezogen ist. Sie fühlt sich wie ihre Nachbarn von der Baufirma und der Bauverwaltung über den Tisch gezogen.

Erst als alles längst beschlossen war und der Beirat seine Zustimmung gegeben hatte, hätten sie erfahren, dass ihr Viertel anders aussehen wird, als sie gedacht hatten. „Wir befürchten, dass das hier genauso eine Schlaftstadt wird wie im vorderen Bereich des Stadtwerders.“ Dort stehen bereits Geschossbauten, fast ausschließlich bewohnt von Paaren oder Singles. „Die fahren abends mit dem Auto in die Tiefgarage und morgens wieder raus. Mehr sieht man von ihnen nicht“, sagt Rybak. Sie glaubt, dass Reihenhäuser durchaus Käufer finden würden, wenn nur der Grundriss geändert und damit familienfreundlicher würde. „So wie sie jetzt aussehen, kann man da höchstens mit einem Kind wohnen.“  EIB