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Archiv-Artikel

Doch Verlängerung?

AKW Neckarwestheim I soll noch einmal teuer geprüft werden – obwohl es offiziell 2008 vom Netz gehen soll

NECKARWESTHEIM taz ■ Der 30 Jahre alte Reaktor Neckarwestheim I soll anscheinend länger laufen als bisher geplant. Das schließen Bürgerinitiativen vor Ort aus einer Anfrage des württembergischen Grünen-Abgeordneten Walter Witzel. Der wollte von Umweltministerin Tanja Gönner (CDU) wissen, ob die für Dezember 2007 geplante große und zig Millionen Euro teure Sicherheitsprüfung (die so genannte PSÜ) tatsächlich für diesen Zeitraum vorgesehen ist.

Diese alle zehn Jahre vorgeschriebene Sicherheitsprüfung wäre unnötig, wenn der Reaktor, wie im so genannten Atomkonsens zwischen Betreibern und der rot-grünen Bundesregierung vereinbart, zum 1. Dezember 2008 vom Netz ginge. Das müsste Betreiberkonzern EnBW offiziell erklären. Die Ministerin aber antwortet dem Abgeordneten Witzel: „Eine derartige Erklärung liegt der Aufsichtsbehörde und der Genehmigungsbehörde nicht vor.“ Vielmehr hätte EnBW signalisiert, bis zum 31. 12. 2007 die PSÜ durchzuführen.

Für Herbert Würth, langjährig im „Aktionsbündnis Castor-Widerstand Neckarwestheim“ engagiert, macht das deutlich, dass man beim Betreiber längst auf eine Laufzeitverlängerung setzt, auch wenn aus der großen Koalition in Berlin andere Signale zu hören sind.

30 Jahre alt wird der Block I des Doppel-AKW Neckarwestheim im Mai. „Das sind 30 Jahre Bangen, dass es keine größeren Störfälle gibt, dass nichts ganz Schlimmes passiert“, meint Wolfram Scheffbuch vom Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar, dem Ballungsraum zwischen Heilbronn und Stuttgart. Block II ist erst 1989 in Betrieb gegangen und damit das neueste deutsche Atomkraftwerk.

Die Laufzeitverlängerung wollen die Bürgerinitiativen mit einer „Kraftwerksbegehung zum 30. Geburtstag“ thematisieren. Hinweisen wollen sie auch auf die lange Liste der Störungen und Zwischenfälle in Neckarwestheim.

Wolfram Scheffbuch vom Dachverband der örtlichen Bürgerinitiativen verweist auch auf „die nach wie vor ungelöste Atommüllfrage“. Jedes Jahr fallen allein in Neckarwestheim rund 100 Brennelemente als hochstrahlender Atommüll an. Das mache laut Bundesamt für Strahlenschutz eine Menge von über 900 Tonnen Atommüll aus Neckarwestheim, von dem bislang noch kein einziges Kilogramm gesichert entsorgt wurde. KLAUS WITTMANN

Demo zum Jahrestag Tschernobyl: 23. April 13.30 Uhr, vom Bahnhof Kirchheim am Neckar