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Archiv-Artikel

Fotografierte Opfer

NSU-PROZESS Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos machten für ihre Bekenner-DVD Bilder vom Getöteten

Die Ermittlungen ergaben, dass die Täter auch von weiteren Opfern Fotos machten

Nach den Todesschüssen folgten die Fotoaufnahmen. In Hamburg nahmen die mutmaßlichen Mörder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Bilder von ihrem Opfer Süleyman Taskröpü auf. Auf einer Festplatte im Brandschutt der Wohnung des NSU-Trios in Zwickau hatten Ermittler die Aufnahmen gefunden. „Die Techniker konnten die Festplatte aufbereiten“, sagte die BKA-Beamtin Ellen H.

Am Dienstag wurde im NSU-Prozess am Münchner Oberlandesgericht der Mord an dem 31-jährigen Kleinunternehmer Süleyman Taskröpü in der Hamburger Schützenstraße am 27. Juni 2001 weiter verhandelt. Eine der gefundenen Aufnahmen von Taskröpü, sagte H., findet sich auch auf den Bekenner-DVDs. Die Ermittlungen ergaben, dass die Täter auch von zwei weiteren Opfern Aufnahmen machten und sie auf DVDs speicherten. Auf einer DVD sieht man nach dem Bild des toten 31-Jährigen folgenden Text: „Taskröpü ist nun klar, wie ernst uns der Erhalt der deutschen Rasse ist“.

Das Landeskriminalamt (LKA) Hamburg hat nach der Entdeckung der etwa 15-minütigen Bekenner-DVDs auch die polizeilichen Aufnahmen des Hamburger Opfers analysiert. Im Gerichtssaal zeigte der LKA-Beamte Peter S. diese Aufnahmen, erklärte sie aber kaum. Die im Gericht Anwesenden irritierte das. Der Vergleich der Aufnahmen der Polizei vom Tatort und der Bilder auf der DVD zeigten, dass die Lage des leblosen Taskröpü auf dem Boden unterschiedlich waren. Vater Ali Taskröpü hatte seinen Sohn, als er ihn hinter der Theke in einer Blutlache fand, in den Arm genommen.

Dieses Bild hatte auch die Zeugin Tanja H. noch im Kopf. An diesem Tag im Juni war sie mit ihrer Freundin und ihrer Tochter in der Schützenstraße unterwegs und hörte den Vater auf der Straße vor dem Laden schreien: „Allah, Allah, komm, hilf.“ Mehrmals sagte die Frau, sich aber nicht mehr genau erinnern zu können: „Bei mir ist alles weg.“ Mit ihrer Tochter, das wusste sie noch, hätte sie das Ladengeschäft gleich wieder verlassen. Sie gingen auf die Straße zurück – wegen der schrecklichen Situation.

Ausgehend von den Festplattenergebnissen hatte der Kieler Nebenkläger Alexander Hoffmann gezielt nach einem der weiteren Beschuldigten, Andre E., gefragt. Die BKA-Beamtin H. bestätigte, dass auf der Festplatte neben Bildern für die DVD auch private Aufnahmen von E. gefunden wurden – inklusive einer Julfest-Einladungskarte der Familie E. mit Hakenkreuzen und der Runenbotschaft: „Sieg Heil“. ANDREAS SPEIT