hamburger szene : Sigi‘s Backhäusel
Eingeklemmt zwischen dem Einkaufszentrum Mercado und Burger King in der Ottenser Hauptstraße gibt es eine kleine Bude: Sigi‘s Backhäusel. Hier kann man rosa Zuckerwatte, Popcorn und Berliner kaufen für 60 Cent das Stück, Kakao gibt es „frisch gekocht“.
Man kann zugucken, wie Sigi die Berliner unter Öl drückt. Zwei Opas warten, bis ihre noch klebrigen Berliner verpackungsbereit sind. Auf die Vitrine hat Sigi ein kleines pinkfarbenes Pappschild geklebt, mit Kuli steht darauf: „Echte Pfauenfedern zu verkaufen, 80 Cent.“
Ich bestelle Muzenmandeln, aber es gibt keine. „Da komme ich heute nicht zu“, bedauert Sigi, der weiße Bäckerkleidung trägt. Er wirkt älter als vergangene Woche. Aber er hat mich wiedererkannt. Das letzte Mal haben wir ihn nach dem geschlossenen Bismarckbad gefragt, ob er es vermisse und dorthin zum Schwimmen gegangen sei. Sigi kniff seine blauen Augen zusammen und stützte die Ellenbogen auf.
Er schaute uns an, als nähme er uns nicht ganz ernst. Dann rief er: „Natürlich! Das war doch unser Bad!“ Und haute auf den Tresen. Er schimpfte auf „die Mafia-Bande“, der nun das Schwimmbad, das Mercado und das Shopping-Center im Bahnhof gehöre. „Verbrecher sind das!“
Er holt mir einen Berliner aus der Vitrine. Der ist noch warm und der Zuckerguss so frisch, dass er mir die Lippen zusammenklebt. Ich schätze, das alte Schwimmbad wird in eine Back Factory umgebaut.Anna Nieweler