piwik no script img

Archiv-Artikel

„Es müssen nicht alle fliegen“

Seine Flugangst-Seminare können nicht jedem dazu verhelfen, sorglos in den Flieger zu steigen, sagt Frank Eisenberg. Voraussetzung sei der Wille, die Angst anzugehen

taz: Es heißt immer wieder, hinter Flugangst würden andere Ängste oder Traumata stecken. Sollte man dann nicht erst einmal daran arbeiten, bevor man ins Flugzeug steigt?

Frank Eisenberg, Flugangst-Coach: Das hängt immer sehr stark vom Einzelfall ab. Im Vorgespräch versuche ich herauszu finden, wie eingeschränkt jemand in seinem Leben ist, ob sich jemand etwa kaum aus dem Haus traut. In diesen Fällen müsste man sagen, dass das Fliegen noch nicht ansteht, sondern eine Therapie sinnvoller wäre.

Wem können Sie guten Gewissens den Besuch Ihrer Seminare empfehlen?

Es lohnt sich für alle, die bereit sind, konsequent an sich zu arbeiten, die sich durch ihre Flugangst nicht mehr einschränken lassen wollen.

Und der Manager, der aus beruflichen Gründen unbedingt fliegen muss und sich nicht eingestehen kann, dass er es nicht will?

Wenn sich jemand dazu zwingen muss, hat es keinen Sinn, die Bereitschaft muss schon da sein.

Wie erfolgreich sind Sie?

Erfolg lässt sich bei diesem Thema ganz schwer messen. Es geht auch nicht darum, dass alle fliegen, sondern dass man sich auf den ersten Schritt zur Besserung macht. Der eine ist vielleicht schon froh, wenn er es geschafft hat, während des Seminars probehalber ein Flugzeug zu besteigen, eine andere hat erreicht, dass sie sich nicht mehr so leicht in Panik versetzen lässt, wenn es zu Turbulenzen kommt. Manche gehen auch erst einmal ihre Platzangst an und wagen sich wieder in engere Räume. Es gibt ja auch viele, die Angst haben, wenn sie die Kontrolle abgeben müssen. Die fangen nach dem Seminar wieder an, bei anderen Leuten im Auto mitzufahren.

Können Sie den Erfolg in Zahlen messen?

Ich würde sagen, dass 80 Prozent eine Besserung erleben. Das entspricht den Erfolgsquoten von Verhaltenstherapien.

Also können Sie nicht allen helfen?

Nein. Wenn ein Anbieter das verspricht, ist das ein Verkaufsargument und unseriös.

Müssen eigentlich alle Leute fliegen?

Nein, natürlich nicht. Ich hatte bisher zwei Teilnehmer, die hinterher gesagt haben, das ist nichts für mich und das ist dann auch in Ordnung.

Interview: Eiken Bruhn