Die „Alto“native

Eine eigene Regionalwährung soll in Altona für mehr Lebensqualität sorgen. Der Käufer entscheidet, wohin der „Gewinn“ geht

von Anja Tiedge

Die Euro-Umstellung ist noch nicht in allen Köpfen angekommen. Jetzt geht es schon wieder los. Denn bald kommt der Alto. Die Phantasiewährung könnte regionales Zahlungsmittel im Bezirk werden. „Die Einführung des Alto soll Beziehungen zwischen kulturellen und sozialen Einrichtungen, Wirtschaft und Bewohnern schaffen und intensivieren“, erklärt Dieter Bensmann, Geschäftsführer des Vereins „Fokus Altona“.

Wie das gehen soll, wird am Prinzip der neuen Währung deutlich: Der Kunde tauscht Euro gegen Alto im Verhältnis eins zu eins. Damit kann man in einigen Geschäften einkaufen und so die neue Währung in Umlauf bringen. Die Geschäfte können schließlich den Alto in Euro zurücktauschen, wobei eine Gebühr von fünf Prozent anfällt. Drei Prozent dieser Rücktauschgebühr gehen an einen gemeinnützigen Verein. Zwei Prozent fließen an „Fokus Altona“ zurück, der davon im „Service Punkt Altona“ neben dem Bahnhof einen „Ein-Euro-Job mit Anschlussperspektive“ schaffen will, wie Bensmann es nennt.

„Man kann den Alto mit einer Kundenkarte für die Region vergleichen“, sagt Bensmann.

Von der Währung profitierten am Ende alle Beteiligten: Die Altonaer Unternehmen erreichten eine stärkere Kundenbindung. Der Konsument unterstütze die lokalen Geschäftsleute und Vereine. „Der Kunde entscheidet beim Umtausch selbst darüber, welchem Verein ‚seine‘ drei Prozent zukommen“, sagt Bensmann. So bleibe das Geld in der Region. Eine Portion Lokalpatriotismus ist für das Gelingen also schon nötig.

Bevor es im Frühsommer losgeht, sind jedoch noch einige Voraussetzungen zu erfüllen. „Wir starten erst, wenn mindestens 300 Verbraucher und 100 Geschäftsleute fest zugesagt haben, den Alto zu tauschen und zu akzeptieren.“ 35 Konsumenten und sieben Unternehmen hätten das bisher getan. Keine schlechte Bilanz, wenn man bedenkt, dass das „Forum Altona“ erst seit zwei Wochen auf Unternehmen zugeht.

Das Design der Scheine stammt vom Graffiti-Künstler Mirko Reisser alias „Daim“. Er belegte den ersten Platz beim Kunstwettbewerb, der eigens für die Gestaltung der Ein-, Zwei-, Fünf-, Zehn- und 20-Alto-Noten durchgeführt wurde.

Die Schaffung einer Regionalwährung wird von Experten kritisch betrachtet. Matthias Busse, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), gibt zu bedenken: „Sollte das Projekt größer werden, wird der Alto zum Euro-Ersatz.“ Dann stiege die Geldmenge an und die Inflationsgefahr wüchse. Zudem, so Busse, befinde sich jeder, der eine „Lizenz zum Gelddrucken“ hat, in einer mächtigen Position, die auch missbraucht werden könne.

Dieter Bensmann vom „Forum Altona“ wehrt Bedenken, der Alto könne dem Euro Konkurrenz machen, ab: „Der Alto soll als Ergänzungswährung an den Euro gekoppelt sein, ihn also nicht ersetzen.“

Vorbild für den Alto ist der „Chiemgauer“, eine Regionalwährung, die 2003 als Projekt einer Waldorfschule in Prien am Chiemsee entstand. Die Umsätze in „Chiemgauer“ sind seitdem kontinuierlich gestiegen. Regelmäßig kommen neue Unternehmen hinzu, die die Währung akzeptieren.

Eine solche Entwicklung wünscht sich auch Bensmann: „Wir wollen hier in Altona etwas bewegen.“

Am Dienstag um 19 Uhr findet in der Ausstellung „Ding Dong!“, Große Bergstraße 172-178 (ehem. Karstadt), eine Diskussion zum Thema Alto statt