Spießer und Auftragskiller

Nie wieder Bond: Pierce Brosnan und Greg Kinnear in Richard Shepards Krimikomödie „Mord und Margaritas“

Wenn die Kamera an Gesichtern kleben bleibt, sich die Action auf verbalen Schlagabtausch reduziert und die Darsteller noch gegen den Strich besetzt sind, dann sitzt man wohl in einem so genannten Schauspielerfilm.

Beginnen wir mit den guten Nachrichten: Tatsächlich handelt es sich bei „Mord und Margaritas“ (im Original: „The Matador“) um Kino, dem man anmerkt, dass die Stars ihren Spaß hatten. Wenn Julian Noble (Pierce Brosnan) und Danny Wright (Greg Kinnear) Margaritas saufen, gehen die diametral entgegengesetzten Biografien auch in die Körperhaltungen ein. Brosnans großschnäuziger Globetrotter sitzt lässig-breitbeinig da, während Kinnears biederer Geschäftsmann fast lächerlich wirkt. Wenn der dreitagebärtige Noble großspurig von seinen Taten erzählt, glaubt man, seine Alkoholfahne regelrecht zu riechen. Und der frisch gestriegelte und gebügelte Wright bekommt den Mund vor Staunen kaum mehr zu. Doch kann Spießertum überhaupt gegen eine Auftragskillerexistenz anstinken?

Richtig geraten! „The Matador“ ist auch eine Buddy-Konstellation, die nach dem Motto der sich anziehenden Gegensätze so manchen Film in Redefluss und Schwung hält. So sehen wir den biederen Danny Wright schon am Tag drauf mit dem Profikiller durch Mexiko-Stadt ziehen und an einer Trockenübung in Sachen Auftragsmord teilnehmen. Doch zunächst geht nur eine Mülltonne in die Luft.

Schade, dass Regisseur Richard Shepard die widersprüchlichen Charaktere und Lebensformen nicht weiter aufeinander prallen ließ. Auch wenn Brosnan nette Auftritte als Jammerlappen hat, geht einem das Klischee des weichen Kerns in rauer Schale schnell auf den Geist. Einen Killer in der Midlife-Crisis mit Sehstörungen und Ladehemmung braucht das Kino nicht mehr. Auch nicht den Büroangestellten, der über sich und sein Reihenhaus hinauswächst und zum tough guy wird.

Schnell endet hier die Aufweichung der Stereotypen in Leere, Langeweile und neuen Stereotypen. Wohl weil der Rollentausch höchstens durch die reichlich krude Idee getragen wird, dass Mord helfen kann, das Trauma eines Kindsverlusts zu überwinden. Aber immerhin sind manche Szenen schön anzusehen. Etwa wenn Brosnan in knapper Badehose mit Cowboystiefeleletten durch eine Hotellobby läuft und damit endgültig sein James-Bond-Image in die Tonne tritt.

ANKE LEWEKE

„Mord und Margaritas“. Regie: Richard Shepard. Mit Pierce Brosnan, Greg Kinnear u. a. USA/D/IRL 2005, 96 Min.