: „Wir wollen ein faires Verfahren haben“
ATOM In letzter Instanz klagt der Landwirt Walter Traube vor dem Europäischen Gerichtshof gegen ein Atommüllendlager im Schacht Konrad. Und verlangt, dass es nun endlich um inhaltliche Fragen geht
■ beackert die Felder neben Schacht Konrad. Aus Sorge um die Zukunft seiner Kinder und der Region will er zur Not politisch weiterkämpfen Foto: dpa
taz: Herr Traube, sind Sie froh, dass Ihr Klageverfahren gegen ein Atommüll-Endlager im Schacht Konrad vor dem Ende steht?
Walter Traube: Von froh kann nicht die Rede sein. Ich bin gespannt, wie diese Verhandlung ausgeht. Die anderen Gerichte haben ja immer nur geprüft, ob Verfahrensfehler in der Genehmigung gemacht worden sind. Das war aber nicht mein Anliegen. Ich wollte, dass das Gericht prüft, ob Gefahren für mich und meine Kinder und alle Menschen hier in der Gegend bestehen.
Sie haben bisher jeden Prozess verloren. Warum haben Sie nicht längst aufgegeben?
Meine Eltern haben vor 35 Jahren angefangen, sich gegen Konrad zu wehren. Mein Vater ist inzwischen gestorben. Ich habe das sozusagen geerbt. Ich will das Gleiche, was meine Eltern gemacht haben, für meine Kinder tun. Ich gehe alle Schritte, um mir nicht von meinen Kinder sagen lassen zu müssen: „Papa, hast du denn alles getan, was du konntest, um das zu verhindern?“
Weshalb sollte der Europäische Gerichtshof (EuGH) anders urteilen als die Gerichte bisher?
Wir wollen ein faires Verfahren haben. Die Gefahren, die unsere Zukunft bedrohen, sind nicht berücksichtigt worden.
Das heißt, vor dem EuGH geht es nun um etwas anderes als bisher?
Es geht um die Frage, warum bei den bisherigen Gerichtsverhandlungen nicht auf unsere inhaltlichen Bedenken eingegangen wurde: die Niedrigstrahlung, die dauerhafte Belastung hier, die Transportgefahren. Darüber ist nie vor Gericht gesprochen worden. Wir wollen prüfen lassen, ob das rechtens war.
Was geschieht, wenn Sie auch diesmal verlieren?
Dann geht der Kampf erst richtig weiter. Jede Gerichtsverhandlung, die ich bis dato verloren habe, hat mir und meinen Mitstreitern nur den Rücken gestärkt im Kampf auf der Straße. Die Leute fragen sich: Was ist das für ein Quatsch? Was sind denn das für Urteilsbegründungen? Weshalb ist die Klage abgewiesen worden? Das ist ja auch für einen verständlich gewesen, der sich nicht intensiv mit der Sache auseinander setzte. Zum Beispiel sollte der Schutz der Nachwelt keine Rolle spielen. Dabei habe ich ja auch für die nächsten Generationen geklagt. Das interessierte die Gerichte überhaupt nicht.
Um weiterkämpfen zu können, müssten sie hier einen ähnlichen Widerstand mobilisieren wie in Gorleben – und das, obwohl es nur um schwach und mittel radioaktive Abfälle geht.
Dass die Endlager gefährlich sind, haben viele Menschen begriffen. Seitdem wir das Problem mit der Asse haben, ist das Vertrauen nicht mehr da. Viele, die früher hier dachten, die Wissenschaft weiß schon, was sie tut, und die Politiker werden das nur genehmigen, wenn es sicher ist, glauben das nicht mehr.INTERVIEW: GERNOT KNÖDLER