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Archiv-Artikel

„So geht’s nicht“

Nach dem 2:2 in Mainz mosert Bayernmanager Hoeneß über fehlende Einstellung der Münchner Leistungsträger

MAINZ dpa ■ Das Pokalfinale vor Augen, die WM im Hinterkopf – der FC Bayern München hat auf der Zielgeraden der Bundesligasaison allem Anschein nach auf Schongang geschaltet. Doch während Trainer Felix Magath nach dem äußerst mühsamen und wenig überzeugenden 2:2 beim Abstiegskandidaten FSV Mainz 05 noch lobende Worte für die Moral seiner hochkarätigen Truppe fand, fiel das Zwischenfazit von Manager Uli Hoeneß am viertletzten Spieltag der Fußball-Bundesliga ganz anders und vor allem wesentlich deutlicher aus. „Einige Leistungsträger spielen nicht an ihrer Leistungsgrenze“, schimpfte er in der für ihn typischen Art: „Es ist wohl ein Unterschied, ob man um die deutsche Meisterschaft spielt oder um die Existenz. Das ist kein Jojo – so geht es nicht.“

Doch so richtig bange muss den Münchnern um ihre 20. Meisterschaft nicht mehr sein. Am 3. Mai schon kann die Mannschaft vor heimischer Kulisse gegen den VfB Stuttgart den Titelgewinn sicherstellen. Vier Tage zuvor soll mit einem Erfolg gegen Eintracht Frankfurt nach Möglichkeit der DFB-Pokal gewonnen werden. Große Töne will dennoch niemand spucken derzeit. „Es kann sein, dass es klappt, es kann aber auch sein, dass wir bis zum letzten Spieltag brauchen“, sagte der Kapitän des FC Bayern, Oliver Kahn.

„Wir wollen jetzt die nächsten Schritte unternehmen, um das Double zu schaffen“, fügte Torjäger ähnlich zurückhaltend Roy Makaay an, der sich mit seinem Doppelpack auch den Frust wegen der Nichtberücksichtigung für den vorläufigen niederländischen WM-Kader von der Seele schoss. „Das Thema ist abgehakt“, sagte Makaay, der sich unterdessen gestern über die vorzeitige Verlängerung seines Vertrag um ein Jahr bis 2008 bei den Bayern freuen durfte. Vereinssprecher Markus Hörwick bestätigte auf Anfrage, dass der Verein und der Spieler sich auf eine weitere Zusammenarbeit verständigen konnten. „Ich fühle mich sehr wohl hier und habe immer betont, dass ich gerne länger bleiben würde“, sagte Makaay nach dem Mannschaftstraining der Bayern am Montag.

Sechs Tage vor dem Finale um den DFB-Pokal an diesem Samstag im Berliner Olympiastadion (Hoeneß: „Das ist auch für jeden Bayern-Spieler etwas ganz Besonderes“) waren die Bayern in Mainz sehr verhalten aufgetreten. Auch die Führung der Mainzer änderte nur wenig an den leicht arrogant anmutenden Auftritten von Michael Ballack und seinen Mitspielern. „Nach ein paar Minuten hatte Olli den ersten Ball und gleich danach den zweiten drin, das darf einer Mannschaft mit unseren Ansprüchen nicht passieren“, betonte Makaay, nachdem der überragende Ägypter Mohamed Zidan (9.) und Nationalmannschaftskandidat Manuel Friedrich (13.) die Hausherren in Front geschossen hatten.

Einer der Gründe für den Sorglos-Auftritt der Bayern liegt für Hoeneß in der Weltmeisterschaft. „Wir haben 14 Spieler, die bei der WM dabei sind, das haben sie im Hinterkopf“, meinte der Manager. Vor Augen haben sie zudem das Cup-Endspiel gegen Eintracht Frankfurt. „Für das Pokalfinale war das Spiel gut. Wenn wir 3:0 gewonnen hätten, wäre es in Berlin schwerer geworden“, lautete Hoeneß’ eigenwillige Rechnung.

Zähler für Zähler machen derweil die Mainzer Boden gut im Kampf gegen den Abstieg. „Ein Punkt und Selbstvertrauen für die nächsten Spiele“, resümierte Trainer Jürgen Klopp. Der konnte sich über eine beherzt auftretende Mannschaft freuen, die so selbstbewusst agiert hat, wie schon lange nicht mehr. „Dabei mussten wir zweimal gegen negative Erwartungen spielen – zum einen vor dem Anpfiff, zum anderen nach dem 2:2, als jeder glaubte, die Bayern würden den Siegtreffer machen – ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft“, sagte Klopp.