: US-Fonds wird Großaktionär der Telekom
Blackstone kauft von bundeseigener Bank 192 Millionen Aktien. Dabei galt der Investor bislang als „Heuschrecke“
BERLIN taz ■ Der jetzige Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) hatte ihn noch im vergangenen Jahr als „Heuschrecke“ gegeißelt und auf seine schwarze Liste gesetzt. Jetzt steigt der US-Finanzinvestor Blackstone in die vom Bund kontrollierte Deutsche Telekom AG ein. Für 2,68 Milliarden Euro kauft Blackstone knapp 192 Millionen Telekom-Aktien, also 4,5 Prozent der Anteile, die der Bund bei der staatseigenen Bank KfW geparkt hatte.
Zwar hat Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) direkt nichts von dem Deal, weil die KfW dem Bund bereits Geld für die Aktien gegeben hatte und jetzt keinen zusätzlichen Gewinn gemacht hat. Aber die Bank könnte dem Bund mit dem Erlös weitere Telekom-Aktien abkaufen. „Damit habe ich Einnahmen“, sagte Steinbrück gestern in Berlin. Allerdings sei eher 2007 als 2006 mit einem solchen Schritt zu rechnen.
Zurzeit hält der Bund noch 15,2 Prozent an der Deutschen Telekom. Allerdings will sich der Staat bis 2009 ganz aus dem Unternehmen zurückziehen und das erlöste Geld für den Bundeshaushalt verwenden. Seit zehn Jahren verkaufen die jeweiligen Finanzminister die Bundesanteile Stück für Stück. Um zu verhindern, dass der Aktienkurs durch ein Überangebot sinkt, nutzen sie dazu die bundeseigene Bank KfW. Diese zahlt dem Bund für die Aktienpakete so viel, wie auch die Börse zahlen würde, und verkauft sie später weiter. Auf den Finanzmärkten hatten die früher mal als neue „Volksaktie“ bezeichneten Telekompapiere aber unter dem so genannten Hang-over-Effekt zu leiden: Niemand wusste, wann welche Aktienpakete auf den Markt geworfen werden.
Zumindest für ein Jahr herrscht nun Klarheit, was die Börse mit einem Kursplus von vier Prozent honorierte. Denn die KfW hat sich in dem Vertrag mit Blackstone dazu verpflichtet, ein Jahr lang keine weiteren Anteile zu verkaufen. Es bleibt also zunächst bei den 17,3 Prozent, die die KfW an der Telekom hält. Auch der US-Investor hat sich verpflichtet, das erworbene Aktienpaket mindestens für zwei Jahre zu halten. Blackstone strebt nach eigenen Angaben ein „langfristiges Engagement in dem Unternehmen“ und Mitarbeit im Aufsichtsrat an.
Und deshalb habe der Deal auch nichts mit der „Heuschreckendebatte“ aus dem vergangen Jahr zu tun, argumentierte Steinbrück gestern. Müntefering habe spekulative Hedgefonds und an kurzfristigen Gewinnen interessierte Investoren kritisiert. Zudem sei es bei der Debatte um Investoren gegangen, die ein Unternehmen mehrheitlich übernehmen und damit kontrollieren, ergänzte Staatssekretär Thomas Mirow.
Beides treffe auf den Telekom-Deal nicht zu. Blackstone wolle nicht mehr als 4,5 Prozent an dem früheren Monopolisten erwerben und habe sich zu einem langfristigen Investment verpflichtet. Zudem verfüge Blackstone über eine „hohe Expertise im Telekommunikations- und Mediensektor“, sagte Steinbrück. Deshalb habe der Investor auch einen anderen Bewerber ausgestochen. Wer das war, wollte Steinbrück aber nicht sagen.
Blackstone-Chef Stephan Schwarzmann kündigte an, das Unternehmen wolle langfristig den Wert der Telekom steigern – was vor allem einen höheren Aktienkurs bedeuten dürfte. Inwieweit Blackstone auch Einfluss auf die geplante Streichung von 32.000 Stellen bis 2008 nehmen wird, ist offen. Steinbrück verwies darauf, dass dies Sache des Telekom-Vorstands sei. Außerdem erhalte Blackstone nur einen von zwanzig Aufsichtsratssitzen, ergänzte Mirow. „Insofern wird es nicht zu einer grundsätzlichen Änderung der Verhältnisse kommen.“ Der Bund werde zusammen mit der KfW auf absehbare Zeit der bedeutendste Anteilseigner bleiben.
STEPHAN KOSCH
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