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Archiv-Artikel

„Mir fehlt der Diskurs“

STUDIEREN Die Uni bietet erstmals eine reine Online-Lehrveranstaltung an – zum Klimawandel

Von EIB
Jorg Thöming, 44

■ ist Umweltbeauftragter des Kanzlers und Professor für Verfahrenstechnik an der Universität Bremen.

Taz: Herr Thöming, Sie lehren in der Online-Lehrveranstaltung „Klimaschutz und Klimaanpassung – ein Bremer Überblick“, man kann dazu eine aufgezeichnete Vorlesung anschauen. Ist das neu für Sie?

Jorg Thöming: Ja, ich mache das zum ersten Mal und tue mich damit etwas schwer.

Warum?

Weil Lehre für mich vom Diskurs lebt, das klassische Dozieren versuche ich ja sonst zu vermeiden. Und wenn mir wie hier die Rückmeldung fehlt, weiß ich nicht, ob ich am Interesse der Studierenden vorbeirede.

Dennoch nehmen Sie teil.

Ja, weil es natürlich auch Chancen bietet. Für die Studierenden ist es sehr effizient und ich kann viele Leute erreichen, sie sich für das Thema interessieren, weil die Veranstaltung offen ist für alle. Da kann ich zeigen, welche Vorreiter-Rolle die Bremer Universität in Fragen des Umweltmanagement einnimmt.

Vorreiter inwiefern?

Wir waren die erste Universität, die ein System zum Umweltmanagement eingeführt hat, Anfang der 90er Jahre, angeregt von Studierenden. Seit 2004 ist dieses auch zertifiziert.

Eins der Ziele der Universität ist, den Papierverbrauch zu stabilisieren. Warum nicht verringern?

Das papierlose Büro ist eine Zukunftsvision. Da ist es schon ein ehrgeiziges Ziel, den Verbrauch auf dem Niveau von heute zu halten.

Wie sieht es mit dem Recycling aus?

Nicht mehr so gut, seitdem das nicht mehr vom Reinigungsdienst gemacht wird, sondern jeder sein Papier selbst wegbringen muss.

Ihr Vortrag handelt vom Weg zu einer klimaneutralen Universität. Welche Hürden gilt es dabei zu überwinden?

Da gibt es wie beim Papier eine individuelle Ebene, auf der wir versuchen, die Leute zum Einsparen von Strom und Wärme zu motivieren, beispielsweise durch ihr Lüftungs- und Computerausschaltverhalten. Das Potenzial ist groß, aber im Vergleich zu dem, was über die zentrale Ebene eingespart werden könnte, wieder sehr wenig. Das Problem ist nur, dass die energetische Sanierung der Gebäude sehr sehr teuer ist. Und dann haben wir ein strukturelles Problem: In der Forschung nutzt immer mehr Personal Computer immer intensiver und verbraucht dadurch immer mehr Strom. INTERVIEW: EIB

„Klimaschutz und Klimaanpassung“ ab sofort zu studieren unter mlecture.uni-bremen.de