Wächst langsam und ist nicht immer astrein

WALD Bei Holzinvestitionen brauchen Anleger in der Regel einen kritischen Blick und langen Atem

Auch bei Waldinvestments gilt die einst von Warren Buffet ausgegebene Devise: „Investieren Sie nur in das, was Sie auch begreifen.“ Das ist bei Waldinvestments gar nicht so einfach, denn die allermeisten für Deutschland relevanten nachhaltig agierenden Anbieter bewirtschaften Waldflächen in den Tropen oder Subtropen, etwa in Mittel- oder Südamerika oder in Asien.

Bäume wachsen langsam, weshalb ein Investment nur sinnvoll ist, wenn das Geld langfristig gebunden werden soll. Da es sich in den allermeisten Fällen um direkte Investitionen in bestimmte Flächen oder Betriebe handelt, ist ein vorzeitiger Ausstieg kaum möglich. Zudem ist Holz nicht gleich Holz. Für den Verkaufswert ist die Qualität des Holzes ein wichtiges Kriterium. Doch von Deutschland aus lässt sich die Holzqualität eines bestimmten Plantagenbaums, den der Anleger erworben hat, kaum beurteilen. „Auf das Ganze gesehen ist ein Engagement in Bäume oder Wälder ein Geschäft mit vielen Risiken“, sagt Joachim Kallendrusch, studierter Forstwirt und Mitgründer des Instituts für nachhaltiges, ethisches Finanzwesen. „Eine Prognose über den Verkaufspreis ist am Ende der Vertragslaufzeit kaum möglich, das macht einen Großteil des Risikos aus.“

In Deutschland sollen rund 30 Anbieter von Waldinvestments aktiv sein, deren Geschäftsmodelle im Allgemeinen so funktionieren: Die Anleger bezahlen den Anbieter dafür, dass er Anbauflächen in einer tropischen Region kauft oder pachtet und die forstwirtschaftliche Betreuung übernimmt. Nach der Ernte erhalten die Anleger den Erlös aus dem Verkauf der Bäume abzüglich Managementgebühr.

Die Schwierigkeiten von Waldinvestments liegen oft im Detail, wie ein Beispiel aus Schwedens zeigt: Rund 60 Prozent der schwedischen Wälder sind FSC-zertifiziert, werden also angeblich nachhaltig bewirtschaftet. Doch auch in diesen FSC-Wäldern wurde gegen entscheidende „Kriterien verstoßen“, sagt Rudolf Fenner, zuständig für Wälder bei Robin Wood. Der Hintergrund: Vor einigen Monaten beklagte die schwedische Naturschutzorganisation SSNC, dass ein natürlicher Kiefernwald, der nach der nationalen Waldschutzstrategie als besonders schützenswert galt, abgeholzt wurde. „Der FSC hat beim Erhalt der in den schwedischen Wäldern stark bedrohten Biodiversität versagt“, urteilt Rudolf Fenner. Seine Kollegin Stefanie Hess, die für Tropenwälder zuständig ist, urteilt ähnlich. „Wir setzen uns für den Erhalt von Wäldern ein. Eine quasiindustrielle Nutzung ist damit unvereinbar. Im Übrigen sind Baumplantagen im ökologischen Sinn keine Wälder.“ Es mangele den Anbauprojekten in tropischen Ländern zum Beispiel an Biodiversität. Zudem würden dort für die Holzgewinnung allzu oft auch Menschenrechte verletzt.

Plantagen könnten die natürlichen Wälder sicher nicht ersetzen, doch seien die betreffenden Flächen meist kaum noch anders nutzbar, erwidert Kallendrusch. Der Boden sei ausgemergelt. Neue Wälder, den ursprünglichen vergleichbar, könnten darauf kaum noch entstehen.

TILMAN VON ROHDEN