: Diese Pfeifen!
VON JOHANNES KOPP
Es war ein gutes Timing: Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Alba Berlin mit dieser Nachricht nicht diese Aufmerksamkeit erzielen können wie kurz vor dem Saisonfinale. Am Donnerstag teilte der Club mit, dass man „ab sofort“ seine Mitwirkung in den Gremien und Arbeitsgruppen der Basketball-Bundesliga einstellen werde.
Alba-Manager Marco Baldi hatte schon im März mit diesem Schritt gedroht, da, wie es hieß, der Verein sich mehrmals über eine Ungleichbehandlung durch Schiedsrichter beschwert und vergeblich deren verbesserte Ausbildung gefordert habe. Weil der Verband daraufhin lediglich eine Geldstrafe gegen den Beschwerdeführer verhängte, hat Alba nun den Konflikt auf eine neue Eskalationsstufe gehoben.
Der Club kann sich das leisten, weil er aus einer Position der Stärke argumentiert. Durch den 74:67-Sieg gegen Ludwigsburg am Samstag geht Alba als Tabellenzweiter in die Playoffs. In den letzten sechs Jahren wurden die Berliner zwar stets Erster der Hauptrunde, zerbrachen dann aber bis auf eine Ausnahme unter der Favoritenbürde. Der zweite Platz ist auch deshalb kein Beinbruch, weil Alba in dieser Saison auf internationaler Ebene viele Sternstunden erlebte.
Albas Schiri-Schelte kann man also nicht als Alibidebatte Frustrierter abtun. Es geht um nachvollziehbare Kritik. So lassen sich etwa Referees in kleinen Hallen oft von der emotionsgeladenen Stimmung beeinflussen. In der riesigen Arena am Ostbahnhof dagegen kann Alba auf diesen Effekt nicht zählen. Der Basketball ist dabei besonders anfällig, da der Spielraum bei der Auslegung der Regeln größer ist als bei anderen Sportarten.
Die behauptete strukturelle Benachteiligung von Alba klingt indes nach Paranoia. Schlecht ausgebildete Unparteiische müssten für alle Clubs ein Ärgernis sein. Hier hat es Alba verpasst, eine Allianz der Unzufriedenen zu schmieden. Denn Unzufriedenheit mit den Schiedsrichter, das hat Marco Baldi versichert, gäbe es auch andernorts.