american pie : Israel statt NHL
Die nordamerikanische Eishockeyliga freut sich über eine erfolgreiche Saison. Die Playoffs haben begonnen. Marco Sturm ist nicht dabei. Er spielt bei der B-WM
„Es war ein bisschen so wie früher auf dem Weiher.“ Marco Sturm war gut aufgelegt nach dem ersten Spiel der deutschen Eishockeynationalmannschaft bei der B-WM in Frankreich. 11:2 hatten die Deutschen gerade ihr erstes Spiel gewonnen – gegen Israel, den völlig überfordert wirkenden Aufsteiger. Sturm schoss zwei Tore und musste sich dennoch nicht sonderlich verausgaben. Der Stürmer dürfte froh gewesen sein, dass es nicht so richtig hart zuging auf dem Eis in Amiens. Er war erst zwei Tage vor dem Auftaktspiel der B-WM aus den USA eingeflogen. Eine Woche zuvor hatte er sein letztes Spiel in der National Hockey League (NHL) absolviert. Weil sich sein Club, die Boston Bruins, nicht für die Playoffs qualifizieren konnten, beendet Sturm seine Saison nun in den Niederungen der Zweitklassigkeit.
Vier andere Deutsche hingegen dürfen sich derzeit in der Endrunde um den Stanley-Cup bewähren. Jochen Hecht, Christoph Schubert, Christian Ehrhoff und Marcel Goc haben noch ein paar Mal die Gelegenheit, die Stimmung in der NHL zu genießen. Die war schon während der regulären Saison besser als von vielen erwartet. Nach der wegen Gehaltsstreitigkeiten ausgefallenen Saison hatte die Liga knapp kalkuliert. Jetzt freuen sich die Clubeigner über beeindruckende Zuschauerzahlen. Mehr als 20 Millionen Fans wollten die Spiele in der Punkterunde sehen. Die Montreal Canadians haben mit insgesamt 872.193 Zuschauern gar einen neuen Clubrekord aufgestellt. Die NHL hat viel von ihrem ramponierten Ruf zurückgewonnen. Die Festschreibung der Summe von 39,5 Millionen Dollar für die Gehälter einer Saison, der Salary-Cap, scheint sich bewährt zu haben. 21 der 30 Teams in der NHL schreiben mittlerweile schwarze Zahlen.
Das hat die Liga derart optimistisch gestimmt, dass der Salary-Cap in der kommenden Saison auf über 41 Millionen Dollar erhöht werden soll. Skeptiker befürchten einen Rückfall in jene Zeiten der Misswirtschaft, in der einfach zu viel Geld ausgegeben wurde. Nicht wenige waren damals der Meinung, Eishockey lasse sich in den Dimensionen einer NHL überhaupt nicht rentabel organisieren.
Die Skeptiker sind erst einmal ruhig gestellt. Es ist Playoff-Zeit. Der reine Sport und die Spieler stehen im Fokus. Jochen Hecht zum Beispiel. Der kehrte am Wochenende nach einer Knieverletzung wieder in die Mannschaft der Buffalo Sabres zurück und bereitete prompt ein Tor beim Sieg gegen die Philadelphia Flyers vor. Nach dem 8:2 am Montagabend führen die Sabres nun mit 2:0 in der Best-of-seven-Serie. Auch Verteidiger Christian Ehrhoff, der eine starke Saison bei den San Jose Sharks gespielt hat, konnte sich mit einer Torvorlage einen Scorerpunkt in den Playoffs sichern. Nach dem 3:0 bei den Nashville Predators ist die Serie ausgeglichen (1:1).
ANDREAS RÜTTENAUER