: 20 Jahre Tschernobyl
betr.: Tschernobyl-Dossier
Es ist schon fast paradox, dass Angela Merkel den Energiegipfel auf das zwanzigjährige Jubiläum des Reaktorunglücks von Tschernobyl legt. Soll man das als Provokation betrachten, oder hat sie sich damit selbst ein Bein gestellt?
Der Atomausstieg wird sicherlich das Hauptthema und auch der Hauptkonflikt des nun anstehenden Energiegipfels sein. Aber reichen sieben Jahre rot-grüne Koalition aus, um aus der SPD überzeugte Kernkraftgegner zu machen? Es wäre erstaunlich, wenn die SPD die erste große Krise der großen Koalition mit einem Thema heraufbeschwört, mit dem sie sich erst seit kurzem selbst identifiziert. Es bietet für sie aber auch die Möglichkeit, sich in die große Koalition einzubringen und der Bevölkerung zu zeigen, dass sie ihre Standpunkte auch durchsetzen kann. Die Möglichkeit einer Wiederholung des Reaktorunglücks muss auf den möglichst kleinen Nenner gebracht werden. ANDREAS RÄDER, Obergünzburg