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Archiv-Artikel

Radweg zu gut gemeint

VERKEHR Landesamt für Straßenbau plant Strecke am Großmarkt entlang nach Rothenburgsort – aber so teuer, dass deren Realisierung fraglich wird

Autogerecht

Wer mit dem Fahrrad heute aus der Innenstadt nach Rothenburgsort und weiter in die Vier- und Marschlande fahren will, ist der autogerecht geplanten Stadt ausgeliefert.

■ An den Deichtorhallen bekommt er die ersten Orientierungsschwierigkeiten.

■ Unter der Bahn durchgewurstelt, geht es weiter auf üblem Kopfsteinpflaster zur stark befahrenen Amsinckstraße.

■ Ein Kleeblatt an deren Ende, wie man es von Autobahnkreuzen kennt, führt nach Rothenburgsort hinein.

Ein alter Traum von RadfahrerInnen und Leuten aus Rothenburgsort soll Wirklichkeit werden: Ein direkter Radweg vom Ende der Autobahn südlich am Großmarkt-Gelände entlang zu den Deichtorhallen. Der Landesbetrieb für Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) hat dazu einen Entwurf vorgelegt, der so teuer ist, dass er das Projekt gefährdet.

Wer heute aus der Innenstadt mit dem Rad nach Rothenburgsort will, muss an Ausfallstraßen entlang fahren. Die GAL wollte das schon vor zehn Jahren ändern, zumal es sich hier um einen Teil des internationalen Elbe-Radweges handelt. Überdies hat die Stadtentwicklungsbehörde vor zweieinhalb Jahren einen Masterplan Elbbrücken vorgestellt, der dieses Eingangstor Hamburgs zu einem neuen Stadtteil machen will.

Dem Weg am Großmarkt entlang hätte hierfür eine strategische Bedeutung. Entsprechend tief hat der Landesbetrieb in die planerische Werkzeugkiste gegriffen. Weil das Großmarktgelände seit 2005 durch eine Flutschutzmauer zum Oberhafen hin geschützt ist, will er für den künftigen Radweg nicht einfach ein Stück der vorhandenen, elf Meter breiten Deichverteidigungsstraße abtrennen, sondern höher legen: Die neue „Promenade“ soll es ermöglichen, über die Mauer hinweg zu blicken. Außerdem müssen nach den Vorstellungen der Planer an den beiden Enden zusätzliche Brücken gebaut werden, damit sich Radler, Fußgänger und die Laster des Großmarkts nicht ins Gehege kommen. Kosten: 3,3 Millionen Euro für 1.200 Meter.

Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Martina Koeppen bezeichnete die Summe in der Hamburger Morgenpost als „absurd“. Schließlich sei nicht einmal genug Geld da, um die vorhandenen Radwege zu sanieren. Ein Kilometer Autobahn ist im günstigsten Fall nur zwei- bis dreimal teurer.

Ingo Böttcher von der Bürgerinitiative Hamburgs Wilder Osten hält den Entwurf für unnötig teuer. Auf mindestens der Hälfte der Strecke könnten Passanten auch ohne Anhebung über die Flutschutzmauer sehen, sagt er – der Landesbetrieb spricht von einem Drittel der Strecke. Böttcher findet zudem, die beiden Brücken seien bereits heute so breit, dass auch für Radfahrer und Fußgänger Platz genug sei. Und zum Schutz gegen die Lastwagen ließen sich schlichtere Lösungen finden als ein Fahrdamm.

Der Landesbetrieb sei nur mit einer „Voruntersuchung“ beauftragt worden, so die Baubehörde. „Jetzt muss geprüft werden, ob und wie ein Radweg gebaut werden kann.“ GERNOT KNÖDLER